Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215 - FV02_02
DOI: 10.1055/s-0031-1293217

Geburtseinleitung bei Beckenendlage–durchaus eine Option – Ergebnisse über 5 Jahre aus einer deutschen Universitätsklinik

B Hollwitz 1, G Ortmeyer 2, K Hecher 2
  • 1Universitätsklinikum Eppendorf, Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Hamburg
  • 2Uniklinik Hamburg Eppendorf, Geburtshilfe, Hamburg

Ziel: Die Geburtseinleitung bei bestehender Beckenendlage (BEL) ist traditionell umstritten; beispielsweise wird in den kanadischen Guidelines zum Vorgehen bei BEL die Empfehlung (Evidenzniveau II–3 B) gegeben, eine Einleitung solle nicht durchgeführt werden.

Randomisierte Untersuchungen sind nicht publiziert; zwei kleinere retrospektive Fallserien aus Israel von vor rund 10 Jahren berichteten jedoch günstige Ergebnisse, mit einer Erfolgsquote für eine vaginale Entbindung vergleichbar den Entbindungsversuchen ohne Einleitung.

Ziel der Untersuchung war die Analyse des geburtshilflichen und fetalen outcome bei Geburtseinleitung bei BEL in einem deutschen Universitätsklinikum, sowie festzustellen, ob sich relevante Unterschiede zum nicht eingeleiteten Kollektiv ergeben.

Methodik: Über einen Fünfjahreszeitraum (15.06.2006–15.06.2011) wurden im Kreißsaal des UKE 78 Geburten induziert, bei denen sich ein reifer Einling in BEL befand.

Insgesamt wurden im genannten Zeitraum 206 Einlinge aus BEL vaginal geboren.

Mögliche Indikationen für eine Einleitung waren zum einen ein vorzeitiger Blasensprung (Vorgehen analog zur Schädellage), zum anderen aber auch das Bestreben, einen späteren Geburtsstillstand bei drohendem relativen Missverhältnis bei kräftigem Kind zu vermeiden.

Ergebnis: 59/78 (76%) der vaginal intendierten eingeleiteten Geburten konnten vaginal beendet werden, und zwar 44x durch Manualhilfe nach Bracht, 5x als assistierte Entbindung mit Notwendigkeit einer Armlösung und 10x als assistierte Spontangeburt. 19 sekundäre Sectiones wurden notwendig, fast alle (17) wegen Geburtsstillstands. Eine Notsectio kam nicht vor.

Die Ergebnisse sind in allen Parametern vergleichbar denen bei spontan eingetretenem Geburtsbeginn.

Schlussfolgerung: Eine Geburtseinleitung bei BEL am Termin zur eventuellen Vermeidung eines Missverhältnisses resp. bei Terminüberschreitung oder vorzeitigem Blasensprung verschlechtert das geburtshilfliche outcome nicht, sondern kann im Gegenteil zur Sectio-Vermeidung beitragen.

Literatur: Rojanski N et al. 2001, 'Induction of labor in breech presentation', International Journal of Gynecology & Obstetrics 74 (2):151-156 Fait G et al. 1998, 'Can Labor with Breech Presentation Be Induced?', Gynecol Obstet Investigation 46:181-186 Kotaska A et al. 2009, 'Vaginal Delivery of Breech Presentation - SOGC Practice Guideline', J Obstet Gynaecol Can 31 (6):557-566