Dtsch Med Wochenschr 2011; 136(47): 2414-2417
DOI: 10.1055/s-0031-1292798
Kasuistik | Case report
Angiologie, Radiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dunbar-Syndrom – Renaissance eines kontrovers diskutierten Krankheitsbildes

The Dunbar’s syndrome – renaissance of a controversial disease pattern
C. Scharwächter
1   Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, Helios Klinikum Wuppertal, Klinikum der Universität Witten/Herdecke
,
B. Mathys
1   Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, Helios Klinikum Wuppertal, Klinikum der Universität Witten/Herdecke
,
P. Haage
1   Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, Helios Klinikum Wuppertal, Klinikum der Universität Witten/Herdecke
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Publikationsverlauf

25. Juli 2011

14. September 2011

Publikationsdatum:
17. November 2011 (online)

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Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Eine 79-jährige Patientin (BMI=23 kg/m2) stellte sich mit hauptsächlich postprandialen, teilweise auf den Oberbauch und teilweise auf das gesamte Abdomen verteilten Schmerzen vor.

Untersuchungsbefunde: Die körperliche Untersuchung erbrachte keinen pathologischen Befund. Auch die Laboruntersuchung zeigte keine Auffälligkeiten.

Ergänzende Untersuchungen: In der Gastroskopie fand sich eine diskrete, nicht reaktive Gastritis, die als unwahrscheinliche Ursache der Beschwerden angesehen wurde. Eine Abdomensonographie zeigte arteriosklerotische Veränderungen, sodass differenzialdiagnostisch eine kompensierte Darmischämie in Betracht gezogen wurde. Dazu wurde eine CT-Angiographie durchgeführt. Hier konnte eine massive Einengung des Truncus coeliacus etwa 1,5 cm distal seines Abganges in typischer Konfiguration dargestellt werden. Zudem fanden sich hypertrophe Kollateralen zwischen Truncus und Arteria mesenterica superior.

Therapie und Verlauf: In Zusammenschau mit den übrigen Befunden wurde die Diagnose eines Dunbar-Syndroms gestellt. Bei subjektiv erträglichem Beschwerdeausmaß wurde auf weitere therapeutische Maßnahmen verzichtet.

Folgerung: Dem Dunbar-Syndrom liegt eine Überkreuzung des Lig. arcuatum mediale des Zwerchfells unterhalb des Abganges des Truncus coeliacus zu Grunde. Dadurch kommt es zu einer Einengung dieses Gefäßes mit einer charakteristischen hakenförmigen Konfiguration. Zwischen Truncus coeliacus und Arteria mesenterica superior bestehen Kollateralkreisläufe. Daher zeigt nur etwa 1 % der Betroffenen Symptome. Betroffen sind typischerweise Frauen zwischen 20 und 40 Jahren. Trotz schwieriger Diagnose und nur seltenen Symptomen stellt das Dunbar-Syndrom im Einzelfall bei passender Klinik und nachgewiesenen typischen bildmorphologischen Kriterien eine relevante Differenzialdiagnose bei Oberbauchbeschwerden, insbesondere postprandialer Natur, dar.

Abstract

History and admission findings: A 79-year-old woman (BMI 23) presented with postprandial, occasionally epigastric, occasionally diffuse abdominal pain.

Investigations: No pathologic findings in the physical examination and in the chemical analysis.

Continuative examinations: Gastroscopy revealed a mild, nonreactive gastritis which was alleged not to be the cause of the symptoms. In ultrasonography arteriosclerotic lesions were seen, which led to the differential diagnosis of compensated angina abdominalis. On that assumption a CT-angiography was performed, which revealed a typical focal narrowing of the celiac axis about 1,5 cm distal of its origin in combination with hypertrophic collaterals between the celiac axis and the upper mesenteric artery.

Diagnosis, treatment and course: In view of all findings, the diagnosis of Dunbar’s syndrome was established. Since the symptoms were moderate, no further therapy was carried out.

Conclusion: Dunbar’s syndrome is caused by deep crossing of the median arcuate ligament resulting in compression of the proximal celiac axis resulting in a characteristic hooked appearance. Since a good collateralisation between the celiac axis and the superior mesenteric artery can be found, only about one percent of patients display symptoms (postprandial pain, sometimes weight loss). Typical patients are 20–40 year-old women. Although the diagnosis can be difficult and symptoms are rare, the Dunbar’s syndrome, if typical morphologic findings an epigastric postprandial pain are present, is a relevant differential diagnosis.