Endo-Praxis 2011; 27(4): 149
DOI: 10.1055/s-0031-1292748
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Endoskopische Kontrolluntersuchungen in der Gastroenterologie – wann und wie oft?

S Rossol
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Publikationsdatum:
03. November 2011 (online)

Endoskopieabteilungen haben als Dienstleister meist nur punktuell Einblick in die Krankengeschichte eines Patienten. Insofern richtet sich alle Anstrengung darauf, zu einem bestimmten Zeitpunkt optimale Untersuchungsqualität bereitzustellen. Dies betrifft sowohl die Vorbereitung der Untersuchung, die Untersuchung selbst als auch die Übergabe des Patienten in den nachgeordneten Bereich bzw. die Entlassung des Patienten. In bestimmten Fällen sind aber bei unterschiedlichen akuten oder chronischen Erkrankungen repetitive Patientenvorstellungen notwendig.

Diese Erkrankungen bestimmen die Frequenz der Nachuntersuchung und können ein Untersuchungsintervall von einigen Stunden bis mehreren Jahren beinhalten. Dabei ist Notwendiges von nicht mehr Notwendigem zu unterscheiden.

Bisher sind die Indikationen für Kontrollendoskopien nur in Teilbereichen fixiert und häufig nur empirisch geregelt. Typische Beispiele sind hier endoskopische Nachuntersuchungen bei akuten Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt. Je nach Schwere und primär endoskopischer Beherrschbarkeit werden die nachfolgenden Untersuchungen zeitlich gestaffelt durchgeführt. Diese Situation ist typisch für Endoskopieabteilungen im Klinikbereich.

Bei den eher chronischen Erkrankungen ist es sinnvoll, das Gefahrenpotenzial der Grunderkrankung genau zu kennen und darauf basierend Kontrollempfehlungen abzugeben. Bei der Refluxerkrankung macht eine Kontrolle nur dann Sinn und ist nur dann indiziert, wenn Komplikationen wie Ulzera, Strukturen oder ein Barrett-Ösophagus nachgewiesen wurden. Da der Nachweis des Barrett-Karzinoms häufig histologisch erfolgt, müssen die Untersuchungsintervalle abgestimmt erfolgen. Diese können einige Wochen nach PPI-Therapie sein, mehrjährige Kontrollen oder auch nach endoskopisch therapierter Karzinomsitua-tion individuell abgestimmt erfolgen.

Im Magen sind es v.a. die durch Autoimmun-gastritis und Helicobacter pylori induzierten Erkrankungen, die Kontrollen notwendig machen. So werden Magenulzera grundsätzlich endoskopisch kontrolliert, während dies bei Ulcera duodeni nicht notwendig ist. Bei der einheimischen Sprue ist die Notwendigkeit einer Kontrolle umstritten bzw. wird nicht grundsätzlich empfohlen.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen dagegen bieten eine typische Basis für adaptierte Kontrolluntersuchungen. Besteht eine Colitis ulcerosa mehr als 8 Jahre, sollte alle 1–2 Jahre eine komplette Koloskopie mit Stufenbiopsien durchgeführt werden. Dies gilt auch bei subtotaler Kol-ektomie. Im Gegensatz hierzu sind die Kontrolluntersuchungen beim Morbus Crohn abhängig von Komplikationen oder auch unklaren Befunden.

Ein weiteres dominierendes endoskopisches Gebiet sind Kolonpolypen bzw. Kolonkarzinome. Neben den speziellen Empfehlungen für Patienten mit genetischem Kolonkarzinom sind es die typisch spontanen Kolonpolypen, die Kontrollen sinnvoll machen. Nach kompletter Polypenabtragung muss endoskopisch kontrolliert werden, der Zeitpunkt der erneuten Untersuchung ist von Anzahl, Größe und Gewebe der entfernten Polypen abhängig. Dies können wenige Monate bis hin zu 3–5 Jahren Zeitabstand sein. Auch eine Kontrolle nach einem operierten Kolonkarzinom ist obligat und integraler Bestandteil der Tumornachsorge.

Je nach Lokalisation der endoskopierenden Institution werden die hier dargestellten Punkte modifiziert werden müssen. Dies liegt ganz einfach am Tätigkeitsfeld der Endoskopieeinheit und ihrer Zuordnung zum Klinik- oder niedergelassenen Sektor. Grundsätzlich treffen die Aussagen jedoch für jede Endoskopieeinheit zu.

Die Dienstleistung endoskopierender Abteilungen bietet über die einmalige Kontaktpflege hinaus die Chance, für den Patienten auch zukünftig vertrauensvoller Ansprechpartner zu sein. Neben dem Servicegedanken und der Betreuungsqualität sind es v.a. Charakteristika einer an den neuesten Leitlinien orientierten Endoskopie, die die Bindung des Patienten und des betreuenden Zuweisers definieren.

Flexible individuelle als auch automatisierte Erinnerungssysteme bieten hier die Möglichkeit, Patient und Zuweiser zu informieren, Patientenströme flexibel zu gestalten und die Belastung der Endoskopieeinheit verbindlich zu steuern.

Bibliografie

DOI http://www.dx.doi.org/10.1055/s-0031-1292748

Endo-Praxis 2011; 27: 149

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ISSN 0177-4077