Pneumologie 2011; 65(11): 640
DOI: 10.1055/s-0031-1292622
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungenschäden bei Frühgeborenen - Störungen noch lange nachweisbar

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Publication Date:
14 November 2011 (online)

 

Mitunter leiden frühgeborene Kinder noch im Schulalter unter Schäden an der Lunge, v. a. wenn sie nach der Geburt länger mit Sauerstoff beatmet werden mussten. Dies zeigt eine Untersuchung der Arbeitsgruppe Pädiatrische Pneumologie an der Leipziger Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche. Frühgeborene, die länger als 4 Wochen Sauerstoff benötigen, entwickeln oft eine Bronchopulmonale Dysplasie (BPD). "Die BPD ist u. a. Folge der Lungenunreife, aber auch der Beatmung und Sauerstoffzufuhr", erklärt Prof. Wieland Kiess, Direktor der Universitätskinderklinik Leipzig. "Hohe Sauerstoffkonzentrationen können dabei auf die Zellen der Lunge toxisch wirken und sie nachhaltig schädigen".

Noch im Grundschulalter sind diese Schäden bei einem Großteil der Kinder nachweisbar, zeigen nun Ergebnisse einer Untersuchung von Dr. Freerk Prenzel, Maike vom Hove und Prof. Eva Robel-Tillig, Leipzig. Bei 60 % der Kinder, die im Säuglingsalter an einer BPD erkrankt waren, stellten die Wissenschaftler Lungenfunktionsstörungen fest: Bei einigen waren die Atemwege verengt oder auch die Lunge überbläht. Die Atmung der Kinder war doppelt so häufig gestört wie bei gleichaltrigen Frühgeborenen, die nicht an BPD erkrankt waren. Auch subjektiv litten die BPD-Patienten häufiger unter Beschwerden: 36 % der Betroffenen gaben an, regelmäßig unter Hustenattacken, Auswurf, krankhaften Atemgeräuschen, Atemnot oder Keuchen zu leiden, dagegen nur 8 % von den Kindern der Vergleichsgruppe.

Jedes 5. der betroffenen Kinder nahm Asthmamedikamente ein. Die Leipziger Mediziner rufen die Fachwelt dazu auf, der Entstehung einer BPD entgegenzuwirken: "Wir wissen heute, dass Frühgeborene keine Sauerstoffsättigung von 100 % erreichen müssen", sagt Wieland Kiess. Es müsse dringend eingehender erforscht werden, welche Sättigungsgrenzen optimal sind, um alle Organe ausreichend zu versorgen.

Universitätsklinikum Leipzig