Transfusionsmedizin 2011; 01(01): 56
DOI: 10.1055/s-0031-1291904
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachruf auf Prof. Reissigl

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Publication Date:
23 September 2011 (online)

 
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Mit Trauer müssen wir bekannt geben, dass der langjährige Vorstand des Zentralinstituts für Bluttransfusion Innsbruck, Herr Univ.-Prof. Dr. Hans Reissigl, am 22. März 2011 im 88. Lebensjahr verstorben ist. Sein Name ist untrennbar verbunden mit dem Aufbau und Ausbau des Blutspendewesens in Tirol.

Das heutige Zentralinstitut für Bluttransfusion und die Immunologische Abteilung wurden im Jahr 1950 begründet. Zu diesem Zeitpunkt war ein Fortschritt der operativen Techniken ohne Blut nicht mehr möglich. Der damalige Vorstand der Chirurgischen Universitätsklinik und Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes, Prof. Dr. Burghard Breitner, installierte 1950 eine Blutspendeeinrichtung im Haus der alten Chirurgischen Klinik. Schon 1951 wurde die Leitung dieses Blutspendedienstes Dr. Hans Reissigl übertragen, der 1952 den Facharzt für Chirurgie erlangte und 1959 habilitiert wurde. Schon 1952 kam es zur Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Roten Kreuz, dem Landesverband Tirol, nach dem Vorbild der Blutspendedienste von Bern und Amsterdam, d.h. die freiwillige und unbezahlte Blutspende wurde eingeführt. Das Rote Kreuz übernahm die Spenderwerbung, der Blutspendedienst alle Nachfolgearbeiten.

Im Jahr 1957 brachte Hans Reissigl seine Erfahrungen beim Aufbau der Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich und das Burgenland ein. Durch den unermüdlichen organisatorischen und wissenschaftlichen Einsatz von Hans Reissigl wurden die Grundlagen der Transfusionsmedizin in Österreich geschaffen. Nach Übergang zur freiwilligen Blutspende unter Mithilfe des Roten Kreuzes war ein deutlicher Anstieg der Konservenzahlen zu beobachten: 1959: 20 000, 1960: 25 000, 1961: 30 000.

Schon 1958 wurde in Tirol der Plastikbeutel eingeführt. 1965 begründete Hans Reissigl die serologische Schwangerenfürsorge und etablierte 1968 die Rhesusprophylaxe in ganz Tirol. 1968 fand die Übersiedlung in den Neubau der Chirurgischen Universitätsklinik statt, die Konservenzahl war inzwischen auf 100 000 seit Gründung der Blutbank angestiegen. Auf Grund des Einsatzes der gastroenterologischen Endoskopie und seiner Erfahrungen aus der Chirurgie führte Reissigl Anfang 1960 die GPT-Bestimmung zur Sicherung der Bluttransfusion ein, der 1970 die HbsAg-Bestimmung (damaliges Australia-Antigen) folgte. 1985 wurde die HIV-Antikörpertestung und 1986 der Neopterintest eingeführt. 1970 wurde das HLA-Labor installiert, in den gleichen Zeitraum fällt auch die Einführung der Zellseparation. Patientenseitig wurde die Plasmaaustausch-Therapie etabliert, die von Seiten der Kliniker anfangs nur zögernd akzeptiert wurde, sich jedoch nach der erfolgreichen Behandlung einer jungen Frau mit Goodpasture-Syndrom durchsetzte. 1989 trat Prof. Reissigl den wohlverdienten Ruhestand an.

Hans Reissigl war ein sehr aktives Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie. Von 1985 bis 1986 war er 2. Vorsitzender, von 1987 bis 1988 1. Vorsitzender der DGTI. 1987 wurde unter seiner Leitung die Jahrestagung der DGTI in Innsbruck veranstaltet. Auf Initiative von Prof. Reissigl wurde die Zeitschrift „Die Infusionstherapie“ gegründet, aus der später die Zeitschrift „Transfusion Medicine und Hemotherapy“ hervorging.

Prof. Reissigl hat mit seinen Visionen, seinem Enthusiasmus und vor allem mit seinem unermüdlichen Einsatz das Transfusionswesen im deutschsprachigen Raum nachhaltig gestaltet. Wir werden dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren.

Prim. Univ.-Doz. Dr. Harald Schennach, Innsbruck