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DOI: 10.1055/s-0031-1291900
Rezessiv vererbter Immundefekt – Stammzell-Gentherapie verspricht Wirksamkeit beim Wiskott-Aldrich-Syndrom
Publication History
Publication Date:
23 September 2011 (online)
Wiederkehrende Infektionen, Thrombozytopenien, Ekzeme und Autoimmunität sind charakteristische Folgen des X-chromosomal rezessiv vererbten Wiskott-Aldrich-Syndroms (WAS). Mutationen beeinträchtigen die Expression des WAS-Proteins (WASP) – bei schweren Formen führt dies frühzeitig zum Tod des Patienten. Die einzige kurative Therapie ist bisher die allogene Transplantation hämatopoetischer Stammzellen (HSC), die jedoch ein beträchtliches Risiko für den Patienten bedeutet. Boztug et al. haben nun zwei 3-jährige Jungen mit der Transfu-sion autologer, genetisch modifizierter HSC behandelt. Ihre Beobachtungen haben sie im New England Journal dokumentiert.
N Engl J Med 2010; 363: 1918–1927
Beide Jungen litten vor der Therapie an einer schweren Form des WAS. In beiden Fällen hat sich der Zustand der Patienten durch die Gentherapie deutlich verbessert, die betroffenen Zellen konnten ihre Funktion wieder erfüllen. Für die Therapie gewannen die Wissenschaftler zunächst CD34+-Zellen. Nach Transduktion mit WASP-exprimierenden Retrovirus-Vektoren wurden die Zellen 4 Tage später zurückinfundiert. Nach der Gentherapie waren bei beiden Patienten Monozyten, natürliche Killerzellen, CD4+- und CD8+-Zellen nachweislich WASP-positiv. Dieser Effekt zeigte sich bis zum Abschluss der Nachbeobachtungsphase 2,5 Jahre nach Transfusion. Die Zahl der Thrombozyten stieg nach 6-9 Monaten an, so dass beide Patienten ab diesem Zeitpunkt keine Blutungen mehr erlitten. Die lytische Aktivität der natürlichen Killerzellen war wiederhergestellt, auch normalisierten sich die abnormalen Immunglobulin-Level der Patienten. Beide Jungen konnten nach einem Jahr erfolgreich gegen Tetanus, Diphterie und Hämophilus influenza immunisiert werden. Frequenz und Schwere der Infektionen nahmen bei beiden Patienten ab. Zeichen der Autoimmunität (hämolytische Anämie, Thrombozytopenie und Neutropenie) verschwanden jeweils im ersten Jahr nach der Behandlung.
Gemäß den Autoren zeigt die Studie, dass die Transfusion autologer, genetisch modifizierter hämatopoetischer Stammzellen erfolgreich bei WAS eingesetzt werden kann. Möglicherweise, so die Hoffnung der Autoren, kann die Stammzell-Gentherapie eine komplette immunologische Korrektur erwirken. Da die Patienten erheblich von der Gentherapie profitieren würden, müssten weitere Studien mit längeren Nachbeo-bachtungszeiten durchgeführt werden.
Dr. Bettina Rakowitz, Sachsen b. A.