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DOI: 10.1055/s-0031-1291891
17. Jahrestagung der Internationalen Gesellschaft für Zelltherapie (ISCT) – Zelltherapie – Vom Labor an das Krankenbett
Publication History
Publication Date:
23 September 2011 (online)
Die ISCT-Jahrestagung vom 18.–21. Mai 2011 in Rotterdam zeigte die vielen Facetten der Zelltherapie: Von den Grundlagen der Stammzellbiologie und Immuntherapie bis zu aktuellen therapeutischen Anwendungen in der regenerativen Medizin.
Seit 1992 hat sich die ISCT zu einem führenden internationalen Forum entwickelt, das wissenschaftliche Erkenntnisse zu innovativen zellbasierten Therapieformen transferiert. Dazu vernetzt die ISCT Wissenschaft, Klinik, Industrie und Aufsichtsbehörden, was sich auch bei den Mitgliedern niederschlägt: 32 % Klinik, 23 % Labor, 21 % Forschung, 16 % Industrie und 8 % Behörden.
Neben der Stammzellforschung, die derzeit als Schlüsseltechnologie der regenerativen Medizin zahlreiche Fachrichtungen interdisziplinär verflechtet, lag ein weiterer Schwerpunkt der 17. Jahrestagung auf der Immuntherapie. Diese Themenschwerpunkte wurden ergänzt durch Plenarsitzungen zu allgemeineren Themen sowie fachspezifische Sitzungen und Workshops. Die Themenreihe "Strategien für die Kommerzialisierung" erörterte in 8 Themenblöcken praktische Fragen zur Herstellung, Risikoanalyse, Charakterisierung und Qualitätskontrolle von autologen und allogenen zellbasierten Produkten. Die Reihe "Technical Applications" thematisierte Voraussetzungen für Zelltherapie-Betriebe und Prozessentwicklung und damit die Notwendigkeit der Etablierung von stringenten Qualitätskontrollen.
Bei Themen wie Sicherheit und Risikoabschätzung, Umweltmonitoring, optimierte Testmethoden, Validierung, Qualifizierung und Verifizierung spielten die Interaktionen zwischen Vertretern der Industrie auf der einen Seite und den Aufsichtsbehörden auf der anderen Seite eine entscheidende Rolle. Ab 2012 müssen neuartige Zelltherapie-Produkte gemäß den Richtlinien für neuartige Therapien (Advanced Medicinal Products, ATMP) in der Europäischen Union zentral zugelassen werden.
Weitere Workshop-Themen waren:
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Ex-vivo-Expansion von hämatopoetischen Stammzellen,
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mesenchymale Stammzellen und Tumoren,
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Verbesserung der Vaskularisierung,
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dendritische Zellen,
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neue Gentransferstrategien,
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Lungenregeneration.
Diese Themen beleuchten das breite Spektrum der zellbasierten Therapien im Rahmen der Regeneration und Immuntherapie. Insgesamt waren es mehr als 250 Präsentationen, ergänzt durch Firmensymposia und -tutorien, bei denen neue Entwicklungen der Industrie vorgestellt wurden.
Mesenchymal stromale Zellen als Ursprungszellen von Osteoblasten, Chondroblasten, Myoblasten etc. werden zunehmend in präklinischen und klinischen Ansätzen bei der Immunmodulation oder Geweberegeneration angewendet. Im Rahmen der präsidentialen Plenarsitzung fasste Armand Keating aktuelle klinische Anwendungen und zukünftige Herausforderungen zusammen. Obwohl in den mehr als 100 registrierten klinischen Studien bisher keinerlei signifikante Nebenwirkungen beschrieben wurden, wies Luc Sensebe nachfolgend auf die Relevanz verlässlicher Qualitätskontrollen hin, um die Sicherheit der Anwendung von MSC im Rahmen einer GMP-konformen Herstellung garantieren zu können. Die genomische Stabilität gilt hier als Voraussetzung, da die Expansion assoziiert mit replikativer Seneszens, replikativem Stress, Mutationen und chromosomalen Aberrationen das Risiko von zellulären Transformationen in sich birgt.
Dieser Themenkomplex wurde auch im Technical Applications Track 2 vertieft. Scott Burger, Marianna Sabatino und Mark Bonyhadi stellten hier regulatorische Voraussetzungen für Sicherheitstests und Beispiele für neuartige Testmethoden vor. Im Rahmen der Plenarsitzung "Regenerative Medizin und Tissue Engineering" erörterten Anthony Hollander, Ivan Martin und Matthias Lutolf aktuelle Aspekte beim Tissue Engineering von Knorpel- und Knochengewebe unter Berücksichtigung der 3-dimensionalen Nische, die insbesondere auch bei der hämatopoetischen Stammzellrekonstitution bedeutsam ist. Zum Themenkomplex kardiovaskuläre Zelltherapie stellten Doug Losordo, Karl-Ludwig Laugwitz und Stephanie Dimmeler Daten zur Relevanz von Knochenmark-abgeleiteten Zellen, induzierten pluripotenten Zellen und Micro-RNAs vor.
Im Bereich Immuntherapie wurden neue Ansätze vor allem zum adoptiven Transfer von T-Zellen erörtert: Fred Falkenburg, Ton Schumacher und Emma Morris präsentierten hier einen Überblick. Die grundlagen-orientierte Forschung war vor allem bei der Charakterisierung von Tumorstammzellen und der Differenzierungshierarchie embryonaler und spezifischer adulter Stammzellpopulationen vertreten (W. Bodmer, M. van de Weetering, C. Kuo, T. Era, E. Dzierzak). Insgesamt belegte der Kongress wieder einmal deutlich den Trend zur interdisziplinären Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung innovativer Zelltherapeutika und ihrer Translation vom Labor an das Krankenbett.
PD Dr. Karen Bieback, Mannheim