Zentralbl Chir 2011; 136 - P_19
DOI: 10.1055/s-0031-1289050

Postoperative Serome nach plastischen Rekonstruktionsverfahren bei Patienten mit Sinus pilonidalis

S Deimel 1, S Denecke 1, C Zülke 1, I Iesalnieks 1
  • 1Marienhospital Gelsenkirchen, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gelsenkirchen, Germany

Fragestellung: Bildung postoperativer subkutaner Serome ist ein häufiges Problem nach Anwendung plastischer Rekonstruktionsverfahren bei Patienten mit Sinus pilonidalis. Die damit assoziierten Wundheilungsstörungen führen vielerorts zu einer gewissen Skepsis seitens der anwendenden Chirurgen und zur Bevorzugung der traditionellen medianen Exzisionsverfahren.

Patienten und Methoden: Das Risiko der postoperativen Serome und deren prognostische Bedeutung wurde bei Patienten mit Sinus pilonidalis untersucht, die sich einer Verschiebelappenplastik nach Karydakis unterzogen. Die Technik der Karydakis-Operation: die Haut wurde mit 1cm subkutanen Fettgewebes wetzsteinförmig, asymmetrisch, d.h. lateral der Mittellinie, unter Mitnahme der Primärfisteln in der Rima exzidiert. Nach der Exzsion des Sinus wurde ein ca. 1cm dicker Haut/Fett-Lappen gebildet, nach lateral verschoben und fixiert. Die Rima ani wird in Folge des Eingriffes abgeflacht, die resultierende Wunde liegt ca. 1–2cm lateral der Mittellinie.

Ergebnisse: Zwischen 2004 und 2011 wurden 110 Operationen nach Karydakis durchgeführt. Dreiundfünfzig Patienten (48%) waren voroperiert. Postoperative Serome traten bei 26 Patienten (24%) auf. Das Risiko ein Serom zu entwickeln, war signifikant höher bei Anwendung einer Saugdrainage, z.B. „Redon„ im Vergleich zu einer Passivdrainage, z.B. „Robinson„ (35% vs. 16%; p=0,03) und wenn der Operateur vorher weniger als 10 Operationen nach Karydakis durchgeführt hatte (32% vs. 12%; p=0,048). Die Seromrate betrug nur noch 5% (1 Patient von 19), wenn ein Operateur nach abgeschlossener Lernkurve operierte und zugleich eine Passivdrainage anwendete. Die Patienten mit serombedingten postoperativen Wundheilungsstörungen hatten ein nicht-signifikant höheres Rezidivrisiko (11% vs. 2%, p=0,2).

Schlussfolgerung: Die postoperative Serombildung stellt ein ernstzunehmendes Problem nach Anwendung eines plastischen Rekonstruktionsverfahrens bei Patienten mit Sinus pilonidalis. Die Serombildung kann durch Einsatz von Passivdrainagen reduziert werden. Auch die Lernkurve spielt eine erhebliche Rolle.