Fragestellung: Bis zu 60% aller Patienten mit Nierenzellkarzinom entwickeln nach der primären Therapie Metastasen. Hiervon sind vor allem Lunge, Knochen, Gehirn und Leber betroffen. Die metachrone Schilddrüsenmetastasierung ist hingegen sehr selten und tritt spät im Verlauf auf. Klare Leitlinien zur operativen Therapie dieser Patienten und zur Risikostratifizierung liegen nicht vor.
Methodik: Anhand der Fallberichte von 3 Patienten wird das endokrin chirurgische Management beschrieben und der Stellenwert der Metastasenchirurgie diskutiert.
Ergebnis: Das Durchschnittsalter der 3 Patienten (2Männer, 1 Frau) lag bei Diagnosestellung der Schilddrüsenmetastase bei 64 Jahren. Das Intervall zwischen Erstdiagnose des Nierenzellkarzinoms und metachroner Metastasierung betrug zwischen 13 und 17 Jahren. Alle Patienten hatten ein oder mehrere weitere Organmanifestationen in Knochen, Lunge, kontralaterale Niere oder Pankreas welche multimodal gut therapiert waren. Die präoperative Abklärung mit Feinnadelpunktionszytologie war bei 2 Patienten frustran. Bei zwei Patienten wurde eine Thyreoidektomie durchgeführt. Bei einer Patientin mit Metastasierung in die Restschilddrüse nach subtotaler Resektion erfolgte eine Lobektomie. Aufgrund der starken Vaskularisation des Hypernephroms sollte bei unklaren Tumoren keine offene Probebiobsie sondern direkt ein resezierendes Verfahren erfolgen. Bei keinem der Patienten trat eine Rekurrensparese oder Hypoparathyreoidismus auf. Schwerwiegende, begleitende Erkrankungen wie COPD, KHK, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz waren häufig, ohne dass diese die perioperative Morbidität beeinflusst haben. Alle Patienten konnten am 5. postoperativen Tag entlassen werden. In der Nachsorge besteht kein Hinweis auf einen lokalen Progress.
Schlussfolgerung: Die metachrone Metastasierung in die Schilddrüse tritt spät (>10 Jahre) nach primärer Tumorresektion auf. Da präoperativ die zytologische Sicherung nicht immer gelingt, sollte bei progredienter Struma und Anamnese eines Hypernephroms die Indikation zur Thyreoidektomie gestellt werden. Metastasierungen in anderer Lokalisation sowie schwerwiegende Nebenerkrankungen stellen per se keine Kontraindikation dar. Aufgrund des guten Langzeitüberlebens nach R0 Resektion und der besseren operativen Versorgung des hypervaskularisierten Tumors, sollte die Lobektomie/Thyroidektomie angestrebt werden.