Zentralbl Chir 2011; 136 - V_55
DOI: 10.1055/s-0031-1289020

Routinemäßige Calciumkontrolle nach Thyreoidektomie: Ist sie entbehrlich?

W Mohmand 1, PF Alesina 1, MK Walz 1
  • 1Klinik für Chirurgie und Zentrum für Minimal Invasive Chirurgie, Kliniken-Essen-Mitte, Chirurgie, Essen, Germany

Einleitung: Die postoperative Hypocalcämie ist die häufigste Komplikation nach Thyreoidektomie, deshalb gilt die postoperative Calciumbestimmung im Serum als Standard. Gemäß internationaler Richtlinie soll jedoch nur eine symptomatische Hypocalcämie medikamentös therapiert werden, so dass eine routinemäßige Calciumbestimmung kritisch zu hinterfragen ist.

Material und Methoden: Zwischen 01.01.09 und 31.12.09 haben wir bei 325 Patienten (75m, 250 w; Alter: 51,1±13,6 Jahren) eine Thyreoidektomie durchgeführt. Patienten mit Schilddrüsenkarzinomen wurden aus der Studie ausgeschlossen. Postoperativ erfolgte keine routinemäßige Calciumkontrolle. Eine symptomatische Hypocalcämie wurde bei 23 Patienten (7%) während des stationären Aufenthaltes beobachtet. Davon wurden 7 Patienten nur mit oraler Calciumgabe und 16 Patienten mit zusätzlicher Vitamin D-Substitution therapiert. Alle 302 Patienten, die während des 2-tägigen stationären Aufenthaltes asymptomatisch waren, wurden ohne Ca-Bestimmung und Ca-Substitution entlassen. Die Patienten wurden telefonisch kontaktiert und über den weiteren Verlauf nach der Entlassung befragt. Insgesamt wurden 201 Patienten (62%) nachuntersucht.

Ergebnisse: Zwei Patienten (1,0%), die ohne Symptome entlassen waren, wurden wegen einer Hypocalcämie stationär wieder aufgenommen. Neun der 189 (4,7%) primär asymptomatischen Patienten erhielten zwischen 1 und 4 Wochen postoperativ eine orale Calciumsubstitution, keiner eine Vitamin D-Therapie. Schwerwiegende Beschwerden (z.B. Tetanie) wurden nach der Entlassung nicht beobachtet. Zwei Patienten, die mit Vitamin D-Substitution entlassen wurden, leiden an permanentem Hypoparathyreoidismus. Eine Patientin erhielt während der Nachbeobachtungszeit eine Vitamin D-Therapie bei neu diagnostizierter Osteoporose.

Schlussfolgerung: Die Therapie der postoperativen Hypocalcämie erfolgt rein symptomorientiert. Eine routinemäßige postoperative Bestimmung des Serumcalciums ist nicht erforderlich, da symptomatische Patienten ohnehin rasch therapiert werden, asymptomatische Patienten nur selten eine temporäre Calciumsubstitution benötigen.