Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0031-1288980
Die Benachteiligung von Krankenhauspatienten mit geistiger und mehrfacher Behinderung im gegenwärtigen DRG-System: eine Analyse am Beispiel ausgewählter stationär-chirurgischer Eingriffe
Fragestellung: Patienten mit geistiger Behinderung sind für die Krankenhäuser alles andere als Wunschpatienten und ihre Behandlung stellt eine zumindest finanzielle Belastung dar.
Methoden: Diese retrospektive Fall-Kontroll-Studie vergleicht die Ergebnisse und Kosten der Behandlung von Patienten mit und ohne geistiger und mehrfacher Schwerbehinderung bei Hernienoperationen (n=20), offenen Cholezystektomien (n=20) und kolorektalen Resektionen (n=20).
Ergebnisse: Die Patienten mit Behinderung wurden häufiger als Notfall aufgenommen, nahmen mehr Medikamente, hatten zusätzliche Nebendiagnosen und ein höheres Risikoprofil. Der medizinische Aufwand für ihre Behandlung war deutlich höher, mit zusätzlichen Medikamenten, längerer Infusionstherapie, langsamerem Kostaufbau und einem zweimal längeren Krankenhausaufenthalt. Auch der pflegerische Aufwand (Patient Clinical Complexity Level, PCCL) war deutlich größer. Die chirurgische Komplikationsrate als auch die Mortalitätsrate in beiden Gruppen war nicht signifikant unterschiedlich, bei den Patienten ohne Behinderung war allerdings ein besserer Trend zu erkennen. Der Case-Weight unter DRG- Bedingungen war in der Gruppe mit Behinderung etwas höher, jedoch erreichte dieser Unterschied keine statistische Signifikanz.
Schlussfolgerung: Die chirurgische Behandlung von Patienten mit Schwerstbehinderung unter DRG-Bedingungen bedeutet also einen deutlichen finanziellen Nachteil für ein Akutkrankenhaus. Wir fordern die gesundheitspolitischen Behörden auf, dem erhöhten Behandlungsaufwand bei diesen vulnerablen Patienten durch die Schaffung der entsprechenden finanziellen Voraussetzungen Rechnung zu tragen.