Zentralbl Chir 2011; 136 - V_15
DOI: 10.1055/s-0031-1288979

Abdomininelles Kompartmentsyndrom im Kindesalter: Strategien zur Vermeidung von Komplikationen

G Steinau 1, G Böhm 2, U Neumann 2
  • 1Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Kinderchirurgie, Aachen, Germany
  • 2Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Aachen, Germany

Das Abdominelle Kompartmentsyndrom (AKS) im Kindesalter ist eine seltene Erkrankung. Die Letalität dieser Erkrankung kann bis zu 60% betragen. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch eine länger andauernde Druckerhöhung des intraabdominellen Drucks (IAD) über 20mmHg und einer neu aufgetretenen Organdysfunktion. In einer retrospektiven Studie haben wir 28 Kinder ausgewertet, die wegen eines abdominellen Kompartmentsyndroms chirurgisch behandelt werden mussten. Die Diagnose eines AKS wurde durch die Messung des Blasendrucks und durch das gleichzeitige Vorhandensein einer Organdysfunktion gestellt. Bei 25 Kindern lag ein primäres AKS vor, wobei überwiegend Polytraumata und Peritonitis zu dieser Erkrankung geführt hatten. Drei Kinder mussten wegen eines sekundären AKS behandelt werden, das bei 2 Kindern durch eine Sepsis und bei einem Kind durch eine Verbrennung entstanden war. Die Therapie bestand durch eine Dekompression der Abdominalhöhle mit Implantation eines resorbierbaren Vicryl ®-Netzes. Bei 18 Kindern konnte der Bauchraum später wieder verschlossen werden, während bei den verbliebenen Kindern eine sekundäre Granulation der Netze abgewartet wurde. Von den insgesamt 28 Kindern überlebten 22 (78,6%) das AKS. Todesursachen waren in allen übrigen sechs Fällen (22,4%) eine Sepsis mit nachfolgendem Multiorganversagen. Eine gezielte Diagnostik und rasche Therapieeinleitung zur Reduktion des intraabdominellen Druckes sind zur effizienten Behandlung des AKS erforderlich um Komplikationen dieses Krankheitsbildes zu vermeiden.