Zentralbl Chir 2011; 136 - V_14
DOI: 10.1055/s-0031-1288978

Kann die Häufigkeit von Gallengangsverletzungen bei laparoskpischer Cholezystektomie noch weiter reduziert werden? Eine systematische Literaturübersicht seit 1985

H Waleczek 1, S Strohschneider 2, L Budniak 3
  • 1Evangelisches Krankenhaus Hattingen, Hattingen, Germany
  • 2Fachgebiet Interkulturelle Wirtschaftskommunikation, Jena, Germany
  • 3Medizinische Universitätsklinik, Bochum, Germany

Fragestellung: Gallenwegsverletzungen gehören zu den schwerwiegendsten Komplikationen nach laparoskopischer Cholezystektomie, da sie mit einer erhöhten Morbidität und sogar Letalität einher gehen können. Die Häufigkeit von Gallenwegsverletzungen liegt 25 Jahre nach der ersten laparoskopischen Cholezystektomie (LC) zwar unter 1%, aber noch deutlich von 0% entfernt. Im Jahr 2001 beschrieb Rene Amalberti die grundsätzliche Abfolge der drei Phasen einer Methodenentwicklung (Knowledge, Technique, Practice). In jeder dieser Phasen stehen sehr unterschiedliche Maßnahmen im Zentrum der Bemühungen, die Ergebnisse der Methode im Laufe ihrer Anwendung zu verbessern. Finden sich diese Phasen auch bei der LC wieder?

Methodik: Wir analysierten nach Medline Recherche unter dem Stichwort ‘Laparoscopic cholecystectomy, bile duct injury’ die bis zum 01.09.2009 zugänglichen 891 Publikationen anhand von 34 Parametern und ordneten sie den o.a. Phasen zu.

Ergebnis: Die Phase der Pioniere (‘Knowledge’) begann 1985 und ging 1994 in die zweite Phase (‘Technique’) der Optimierung der Technik in breiter Anwendung über. Die dritte Phase (‘Practice’) begann im Jahr 2000 mit Publikationen, die sich mit organisationalen Faktoren und Human Factors beschäftigen. Trotzdem blieb international die Rate der Gallengangsverletzungen konstant.

Schlussfolgerungen: Technische Perfektion ist eine Voraussetzung für eine sichere laparoskopische Cholezystektomie. Technische Perfektion alleine reicht jedoch nicht aus. Obwohl Human Factors (HF) -Aspekte der Cholezystektomie publiziert vorliegen, werden sie im Alltag der Ausbildung und Routineanwendung noch vernachlässigt. Das Modell Amalbertis und die Empfehlungen zur Operationstechnik werden ebenso vorgestellt wie die aktuellen Erkenntnisse der Human Faktorsforschung zusammengefasst. Ihre breitere Anwendung im klinischen Alltag lässt eine weitere Verbesserung der Ergebnisse erwarten.