Zentralbl Chir 2011; 136 - V_09
DOI: 10.1055/s-0031-1288973

Präoperatives CT vor Implantation einer inversen Schulterprothese – reicht die Walch-Klassifikation aus?

K Lehmacher 1, JT Schmenk 1, C Paul 1
  • 1Evangelische Kliniken Bonn – Waldkrankenhaus, Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany

Hintergrund: Die inverse Schulterprothese hat sich in den letzten Jahren zunehmend als Prothese bei älteren Patienten mit insuffizienter Rotatorenmanschette etabliert. Aufgrund des Glenoidersatzes ist hierbei eine genaue präoperative Planung erforderlich. Standard ist in unserer Klinik ein konventionelles Röntgenbild der Schulter in 2 Ebenen mit Messkugel sowie eine CT-Untersuchung der Schulter, die Beurteilung der Glenoidkonfiguration erfolgt nach Walch.

Methode: Insgesamt sahen wir seit 2009 81 Patienten mit CT-Diagnostik vor inverser Schulterprothese. Fokus lag in der axialen Schichtaufnahme durch das Glenoid. Ziel war es, neben der Walch-Klassifikation die Glenoidkonfiguration zu beurteilen, die das operative Vorgehen beeinflussen könnte.

Ergebnisse: Bei 15% der Patienten zeigte das CT eine ausgeprägte knöcherne Destruktion des Glenoids mit Verlagerung der Gelenklinie nach medial, sodass eine Implantation der Glenoidkomponente ohne Augmentation nicht sinnvoll war. In der Folge wurde bei diesen 12 Patienten eine Glenoid-Augmentation mittels eines allogenen oder autologen Knochenspans durchgeführt. Im gleichen Eingriff wurde die inverse Prothese implantiert. Alle Patienten wurden nach 6 Wochen, 6 Monaten und 1 Jahr klinisch und radiologisch nachuntersucht, hierbei zeigte sich bei 10 Patienten eine deutliche Verbesserung des Constant-Score im Vergleich zum präoperativ erhobenen Befund, bei einer Patientin war der Constant-Score gleich, bei einer Patientin musste bei Lockerung eine Revision stattfinden.

Schlussfolgerung: Die Walch-Klassifikation dient der präoperativen Planung zur Identifikation der Stellung des Humeruskopfes zum Glenoid sowie der Formation des Glenoids. Hiervon unberücksichtigt sind das Volumen des Glenoids und darüber hinaus die Position der Gelenklinie. Dies ist jedoch entscheidend für die Funktionalität der inversen Prothese. Die Inzidenz derartiger Glenoiddestruktionen ist beachtlich, sie können jedoch mittels autologer oder allogener Knochenaugmentationen wieder rekonstruiert werden. Somit sind sie keine Kontraindikation für die Implantation einer inversen Schulterprothese, es erfordert jedoch je nach CT-Befund die Anpassung des intraoperativen Verfahrens.