Aktuelle Rheumatologie 2012; 37(01): 52-56
DOI: 10.1055/s-0031-1287802
Übersichtsarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geriatrische Behandlung von Rheuma-Patienten

Geriatric Treatment of Rheumatic Patients
W. Behringer
1   Herz-Jesu-Krankenhaus, Geriatrie und Rheumatologie, Fulda
,
W. Vogel
2   Evangelisches Krankenhaus Gesundbrunnen, Geriatrie und Neurologische Frührehabilitation, Hofgeismar
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Publication Date:
12 October 2011 (online)

Zusammenfassung

Die Geriatrie ist aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland ein Wachstumsfach. Der geriatrische Patient ist nicht allein durch sein Alter, sondern insbesondere durch das gleichzeitige Auftreten zahlreicher Krankheiten und Funktionsstörungen gekennzeichnet (Multimorbidität). Das geriatrische Assessment ist ein Instrument, um die verschiedenen Funktionsstörungen quantitativ zu erfassen und ein Therapieziel zu formulieren. Rheumatische Erkrankungen im höheren Lebensalter haben besondere Manifestationsformen. Bei notwendigen Operationen sind möglichst die Operationsverfahren zu bevorzugen, die eine sofortige Vollbelastung ermöglichen und eine Immobilisierung verhindern. Die medikamentöse Therapie ist beim älteren Rheuma-Patienten aufgrund einer veränderten Pharmakokinetik mit höheren Risiken und Einschränkungen behaftet. Umso wichtiger sind die nicht-medikamentösen Therapieverfahren, insbesondere die Physiotherapie und die Ergotherapie. Die geriatrische Behandlung zielt über die alleinige Wiederherstellung der mechanischen Gelenkfunktion hinaus auf die oft multifaktoriell bedingten Gehstörungen und Sturzursachen. Das Therapieziel ist eine möglichst weitgehende Wiederherstellung der Selbstversorgungsfähigkeit und eine Verhinderung von Pflegebedürftigkeit.

Abstract

Geriatric medicine is a rapidly increasing field of medicine in Germany due to current demographic changes. Geriatric patients are not only characterised by old age but also by multimorbidity with simultaneous occurrence of different disorders as well as functional deficits. Geriatric assessment is used to detect these functional deficits as well as to define therapeutic goals. Rheumatic disorders in old age present with different phenotypes. If surgery becomes necessary, procedures should be preferred which avoid long-term immobilisation. Physical therapy is especially important since pharmacotherapy may be associated with severe side effects, especially in elderly people. Besides restoring joint function itself, geriatric therapy focuses on multifactorial gait disorders and the prevention of falls. Thus, geriatric medicine aims at an improvement of functional deficits to avoid disability and delay the need for nursing for as long as possible.

 
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