Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - V_24
DOI: 10.1055/s-0031-1286514

Effekte der Adenosinrezeptor A2B Aktivierung auf Plazentaentwicklungsvorgänge

F von Versen-Höynck 1, N Darashchonak 1, A Sarisin 1, B Koepsell 1, P Hillemanns 1
  • 1AG Experimentelle Geburtshilfe, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover

Fragestellung:

Störungen der Plazentation und plazentare Hypoxie können Ursache für die Entwicklung von Schwangerschaftskomplikationen, wie der Präeklampsie sein. Unter hypoxischen Bedingungen wird die Adenosinfreisetzung stimuliert. Frauen mit Präeklampsie zeigen erhöhte Serumkonzentrationen von Adenosin und eine erhöhte Expression von Adenosinrezeptoren in der Plazenta. Unter der Hypothese, dass Adenosin eine Rolle in der plazentaren Entwicklung spielt, wurden Plazentaentwicklungsvorgänge nach Adenosinrezeptor A2B Aktivierung und Blockade untersucht.

Methode:

Humane HTR8/SVneo Trophoblastenzellen und humane uterine mikrovaskuläre Endothelzellen wurden als Zellmodell eingesetzt. Nach Stimulation und Hemmung des A2B Adenosinrezeptors wurde das Migrations-, Invasions- und Angiogeneseverhalten bei 2% O2, 8% O2 und Standardkulturbedingungen (21% O2) untersucht. Die Expression des Rezeptors, des hypoxie-induzierbaren Faktors 1α (HIF-1α) sowie die Abhängigkeit der beschriebenen Vorgänge von der Aktivierung der mitogen-aktivierten Proteinkinase ERK1/2 wurden durch Western Blot bzw. real-time PCR bestimmt. Die Laktatdehydrogenase- sowie die β-HCG Konzentrationen wurden im Kulturüberstand gemessen, um Einflüsse des Versuchsaufbaues auf die Zellviabilität und -aktivität auszuschließen. Die statistische Analyse erfolgte mittels Wilcoxon signed rank test (Kontrolle=1), Signifikanzniveau p<0,05.

Ergebnisse:

Die Expression des Adenosinrezeptors A2B sowie von HIF-1α waren unter hypoxischen Bedingungen am höchsten. Die Aktivierung von A2B führte sowohl bei 2%O2, 8%O2 und 21%O2 zur verminderten Migration der Trophoblasten (N=10) und zu einer geringeren Ausbildung von Tubuli im Angiogenesemodell (N=6), jedoch zu einer verstärkten Invasion in einen Endothelzellmonolayer (N=7). Es gab keinen Unterschied der LDH- und β-HCG Konzentrationen unter den verschiedenen Versuchsbedingungen. Die Phosphorylierung von ERK1/2 wurde durch die Stimulation des A2B-Adenosinrezeptors bei 2%O2, 8%O2 und 21%O2 unterdrückt (N=6).

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse deuten auf eine Rolle des Adenosinrezeptors A2B in der Plazentaentwicklung und somit möglicherweise in der Pathophysiologie der Präeklampsie hin. Weitere Versuche zu Interaktionen von Endothelzellen und Trophoblasten folgen, um pathophysiologische Prozesse während der plazentaren Entwicklung besser zu verstehen.