Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - V_22
DOI: 10.1055/s-0031-1286512

Analyse zirkulierender miRNAs beim HELLP-Syndrom

J Stubert 1, D Koczan 2, DU Richter 1, B Gerber 1, T Reimer 1
  • 1Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock
  • 2Institut für Immunologie der Universität Rostock

Fragestellung:

Die klinische Diagnose des HELLP-Syndroms basiert auf maternalen Veränderungen, welche die pathophysiologische Endstrecke der Erkrankung widerspiegeln. Eine frühzeitige Diagnosestellung könnte dazu beitragen, das maternale und fetale outcome zu verbessern. Als neue diagnostische Marker finden microRNAs (miRNAs) zunehmend Beachtung. Ziel dieser Arbeit war es, ein für das HELLP-Syndrom spezifisches miRNA-Expressionsmuster aus maternalen Serumproben zu identifizieren.

Methode:

Präpartale Blutentnahme bei Diagnosestellung eines HELLP-Syndroms. Die Kontrollproben wurden von gesunden Schwangeren unter Beachtung des Gestationsalters gewonnen (1:1 matched pairs). Analyse der miRNA-Expression (n=6 Paare) mittels TaqMan® Array Human MicroRNA Card Set v3.0. Verwendung von Serumäquivalenten zum Vergleich der Expressionslevel. Berechnung der Expressionsdifferenzen gemäß 2-ΔG mit ΔG=CT HELLP – CT Kontrollen. Validierung der Daten für zehn different exprimierte miRNAs unter Verwendung spezifischer qRT-PCR Einzelassays (n=7 Paare).

Ergebnisse:

Maternale Serumproben von HELLP-Patientinnen zeigen gegenüber gesunden Kontrollen ein spezifisches miRNA-Expressionsmuster. Einige dieser miRNAs sind organspezifisch, so z.B. miR-517b, welche rein trophoblastär exprimiert wird. Für fünf miRNAs konnten wir nach Validierung eine Überexpression (2-ΔG ≥2,0) bei HELLP-Syndrom bestätigen: miR-122, miR-133a, miR-144, miR-222 und miR-758. Am deutlichsten waren die Ergebnisse für die hepatogen exprimierte miR-122 (RQ 17,8), welche eine klare Differenzierung zwischen beiden Gruppen ermöglichte (ROC-Analyse: AUC=0,82).

Schlussfolgerung:

Serum-miRNA-Analysen erlauben eine Abgrenzung des HELLP-Syndroms gegenüber gesunden Kontrollen. Der Nachweis gewebespezifischer miRNAs zeigt, dass sich krankheitsassoziierte Organveränderungen im Serum widerspiegeln. Eine Störung der plazentaren miRNA-Expression infolge einer gestörten Plazentaentwicklung könnte somit frühzeitig im maternalen Serum nachweisbar sein. Diesbezüglich bedarf es weitergehender Untersuchungen. Mit klinischer Manifestation der Erkrankung kommt es zu Veränderungen des miRNA-Expressionsmusters, welche aufgrund ihrer Sensitivität (z.B. miR-122) eine frühe differenzialdiagnostische Abgrenzung des beginnenden HELLP-Syndroms ermöglichen können.

Darüber hinaus helfen Expressionsanalysen wie diese, miRNAs zu identifizieren, welche im Rahmen der Plazentation und ihren Störungen von funktioneller Bedeutung sind. Von Interesse ist hierbei v.a. die anti-angiogen wirkende miR-222.