Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - V_21
DOI: 10.1055/s-0031-1286511

Mehrmalige Cordocentese-gestützte kombinierte intrauterine Digoxin/Amiodarone-Gabe zur Therapie der fetalen Tachykardie mit Hydrops fetalis

V Thäle 1, R Grabitz 2, H Issa 2, C Schumann 1, M Tchirikov 1
  • 1Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe, Universitätsklinikum Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • 2Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrische Kardiologie, Universitätsklinikum Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Einleitung:

Permanente fetale supraventrikuläre Tachykardien mit Frequenzen von 220–250min-1 führen unabhängig von der Ursache bei Nichtbehandlung rasch zur Herzinsuffizienz und zur Entstehung eines Hydrops fetalis. Erfolgversprechende transplazentare Therapieansätze u.a. mit Digoxin verlieren bei hydropischer Placenta deutlich an Effektivität, so dass die direkte fetale Therapie durch Cordocentese die einzige Chance der Vitalitätserhaltung für den Feten darstellt, wenn das unreife Gestationsalter eine weitere intrauterine Prolongation erfordert und die Entbindung mit anschließender direkter Therapie des Kindes keine Alternative darstellt.

Methode:

Bei einer 28-jährigen Erstgravida wurde nach 24 + 6 v. SSW bei einem zeitgerecht entwickelten Feten ohne morphologische Auffälligkeiten eine fetale Tachykardie (Frequenz 250min-1) mit Ausbildung eines Hydrops fetalis diagnostiziert. Nach ineffektiver transplazentarer Aufsättigung mit Digoxin und Flecainide wurden insgesamt 6 Cordocentesen mit intravasaler kombinierter Gabe von Digoxin und Amiodarone in steigender Dosierung komplikationslos durchgeführt. Die Medikamentenspiegel bzw. Schilddrüsenwerte von Mutter und Kind wurden engmaschig im maternalen Serum und im Nabelschnurblut überwacht. Passager erhielt die Patientin weiter Digoxin/Amiodarone oral.

Ergebnisse:

Bei den wiederholten Cordocentesen (22 G Nadel, Voluson E 8 Expert) kam es zu keinen Komplikationen. Nach Erreichen der therapeutischen Dosis der Kombination Digoxin/Amiodarone konnte nach 27 +6 v. SSW eine Normalisierung der fetalen Herzfrequenz mit rascher Regredienz und völligem Verschwinden der hydropischen Zeichen erreicht werden.

Schlussfolgerung:

Eine wiederholte Cordocentese zur intrauterinen kombinierten Digoxin – Amiodarone – Therapie der fetalen Tachykardie und Hydrops fetalis stellt in ausgewiesenen Perinatalzentren eine Alternative bei Ineffektivität transplazentarer oder intrauteriner Monotherapien dar.