Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - V_19
DOI: 10.1055/s-0031-1286510

Biomarker für Plazentationsstörungen bei Hochrisikoschwangeren

E Visca 1, F Kettelhack 1, S Hahn 1, O Lapaire 1, C Vökt 1, I Hösli 1
  • 1Frauenklinik, Universitätsspital Basel, Schweiz

Fragestellung:

Plazentationsstörungen wie Plazenta accreta, increta und percreta (Malimplantation) sind mit erhöhter maternaler Morbidität und Mortalität assoziiert. Aufgrund steigender Sectioraten werden Komplikationen einer Malimplantation in darauffolgenden Schwangerschaften häufiger beobachtet. Da ein bildgebender Goldstandard zur Diagnose von Malimplantation bisher fehlt, wären verlässliche Zusatzparameter bei Hochrisikoschwangeren klinisch relevant. Vereinzelte retrospektive Studien und Fallberichte geben Hinweise auf Biomarker im maternalen Blut, die möglicherweise aufgrund der gestörten utero-plazentaren Grenzschichten bei Malimplantation in erhöhten Konzentrationen nachweisbar sind.

Methode:

In einer prospektiven, binationalen, Multicenterstudie wird die diagnostische Wertigkeit biochemischer Marker bei Schwangeren mit Plazenta praevia bzw. Vorderwandplazenta im ehemaligen Uterotomiebereich bezüglich Malimplantation untersucht. Primärer Endpunkt ist zellfreie fetale DNA im maternalen Blut (cffDNA; DYS14-Gen), die mittels quantitativer real-time PCR bestimmt wird. Als weitere Marker werden HbF-Zellen, AFP, β-HCG, hyperglykosiliertes HCG (HCG-H) und Kreatinkinase exploriert. Ultraschall- und Blutuntersuchungen werden mit 23–26 SSW (t1) und 35–38 SSW (t2) durchgeführt. Die Blutresultate sind für das klinische Management geblindet. Die Malimplantation ist klinisch und histologisch definiert. Referenzstandard ist die Plazentahistologie.

Ergebnisse:

Von 10 bisher in Basel eingeschlossenen Studienpatientinnen bestand bei 1 der sonographische V.a. Malimplantation. Jeweils 1 Patientin wurde primär bzw. sekundär bei Plazenta percreta hysterektomiert. Zwei weitere Patientinnen hatten eine histologisch verifizierte fokale Plazenta accreta. Die Ergebnisse von cffDNA und HCG-H sind noch ausstehend. Die bei t2 im Intervall zur Geburt von 0–42d (Median 25d) erhobenen weiteren Marker zeigten keinen signifikanten Unterschied zwischen Schwangeren mit und ohne Malimplantation bzw. Plazenta percreta.

Schlussfolgerung:

Unsere präliminären Ergebnisse bestätigen bisher nicht die publizierten Beobachtungen. Dies könnte mit der kleinen Fallzahl, methodischen Unterschieden und dem höheren Gestationsalter erklärbar sein. Die Ergebnisse der innovativen Marker sowie der Einschluss der initial berechneten Studienpopulation bleiben abzuwarten. Es ist noch unklar, ob diese potentiellen Marker zur präpartalen Identifikation von Hochrisikoschwangeren, zur rechtzeitigen Zuweisung an ein Zentrum und zum gezielten Einsatz von Ressourcen beitragen können.