Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - V_17
DOI: 10.1055/s-0031-1286508

Postpartale 3D-Sonografie des M. levator ani: Einfluss von konstitutionellen und geburtshilflichen Faktoren

A Falkert 1, A Willmann 1, E Endreß 1, P Meint 1, B Seelbach-Göbel 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg – St. Hedwig

Fragestellung:

Ziel dieser Untersuchung war die Darstellung peripartaler Veränderungen des weiblichen Beckenbodens in Abhängigkeit von geburtshilflichen und konstitutionellen Faktoren.

Methode:

Bei 130 Erstgebärenden (Einlingsschwangerschaften, Schädellage) wurde unter standardisierten Bedingungen am 2. Tag nach Entbindung und 18–24 Monate pospartal eine 3D-Perinealsonografie sowohl in Ruhe als auch unter Belastung (Valsalva-Manöver) durchgeführt (US-Geräte GE Voluson 730 expert bzw. Voluson E8). Zudem wurden verschiedene konstitutionelle und geburtshilflich relevante Parameter (mütterliche Alter, BMI, Geburtsmodus, Kindsgewicht, Kopfumfang, Dauer AP) erfasst. Die statistische Auswertung erfolgte softwaregestützt (PASW Statistics 18).

Ergebnisse:

Die follow-up Rate der Nachuntersuchung betrug 59%, bei allen Untersuchungen konnten reproduzierbare Messwerte erhoben werden. In Abhängigkeit vom Entbindungsmodus (vaginal vs. Sectio) zeigten sich signifikante Unterschiede hinsichtlich der erfassten Fläche des Levatorspalts unter Belastung (p<0,0001), die Veränderungen waren in abgeschwächter Form noch 2 Jahre nach der ersten Geburt nachweisbar (p<0,05). Weitere geburtshilfliche Parameter sowie mütterliche konstitutionelle Faktoren hatten keinen Einfluss auf die sonomorphologischen Veränderungen des Levatorhiatus. Patientinnen mit persistierender Belastungsinkontinenz hatten einen signifikant größeren Levatorhiatus, bei Dranginkontinenz bzw. Dyspareunie zeigten sich keine signifikanten Unterschiede. Die Durchführung eines intensivierten Beckenbodentrainings postpartal hatte keinen Einfluss auf die Levatordimensionen.

Schlussfolgerung:

Die postpartale 3D-Perinealsonografie erlaubt eine reproduzierbare Darstellung der bindgewebigen und muskulären Strukturen des Beckenbodens. Die dargestellten Veränderungen zeigten in der vorliegenden Studie einen Zusammenhang zwischen erweitertem Levatorhiatus und vaginaler Entbindung. Unmittelbar nach der ersten Geburt waren die erhobenen Messwerte jedoch ohne klinischen Bezug und unabhängig von den erfassten übrigen geburtshilflichen und konstitutionellen Parametern. Bei Frauen mit persitierenden belastungsabhängigen Inkontinenzproblemen hatten 18–24 Monate nach der ersten Geburt eine signifikant größere Fläche des Levatorhiatus.