Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - V_3
DOI: 10.1055/s-0031-1286494

Fertilität und Kontrazeption nach Organtransplantation

Y Bader 1, S Helmy 2, S Jirecek 2, P Husslein 2, E Solomayer 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin Universitätskliniken des Saarlandes
  • 2Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien

Fragestellung:

Durch stetige Verbesserung der immunsuppressiven Medikation sowie des peri- und postoperativen Managements kam es in den letzten Jahren zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität organtransplantierter Frauen. Damit wird auch das Thema der Familienplanung und die Frage nach adäquater Kontrazeption bei Transplantatempfängerinnen immer wichtiger.

Es ist bekannt, dass die Fertilität, die im Insuffizienzstadium des jeweiligen Organes häufig durch eine hypothalamischen-hypophysären-gonadalen Dysfunktion stark eingeschränkt ist, aber nach erfolgter Transplantation innerhalb weniger Monate wieder sprunghaft ansteigt. Ungeplante Schwangerschaften sind zu vermeiden, vor allem im Hinblick auf die hohe Reprotoxizität verschiedener gängiger Immunsuppressiva als auch wegen einer möglichen Gefährdung der Transplantatstabilität. Studien belegen aber, dass über 90 Prozent der Schwangerschaften nach Organtransplantation ungeplant eintreten und nur jede zweite Patientin über geeignete Kontrazeption beraten worden ist.

Zudem ist die internationale Datenlage zu Kontrazeption nach Organtransplantation unzureichend, so existieren keine Studien zu Kontrazeption nach Lungentransplantation, auch die Langzeitverträglichkeit der hormonellen Kontrazeptiva unter Immunsuppression wurde nicht untersucht.

Methoden:

In der vorliegenden Studie haben wir 200 Frauen im reproduktionsfähigen Alter nach Organtransplantation in den Universitätskliniken für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Wien und den Universitätskliniken des Saarlandes untersucht und zu Kontrazeption, Familienplanung und Fertilität befragt und haben die Transplantatfunktion und mögliche Komplikationen unter hormoneller Kontrazeption bei organtransplantransplantierten Patientinnen mittels Fragebogen und durch klinische Untersuchungen evaluiert. Zudem wurden Komplikationen und mögliche unerwünschte Wirkungen hormoneller Präparate analysiert und mögliche verantwortliche Faktoren herausgefiltert, um eine eventuelle Assoziation mit der hormonellen Therapie ausschließen bzw. verifizieren zu können.

Ergebnisse und Schlussfolgerung:

Durch unsere Datenerhebung können weltweit erstmals Empfehlungen zur Kontrazeption nach Lungentransplantation ausgesprochen werden und ein Überblick über die Fertilitätswiedererlangung nach Transplantation erarbeitet werden. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die hormonelle Kontrazeption nach Organtransplantation unter der Voraussetzung einer stabilen Transplantatfunktion ohne Komorbiditäten zulässig ist und zu keinem erhöhten Risiko für Verlust der Transplantatfunktion führt.