Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - O_6
DOI: 10.1055/s-0031-1286461

Suizidgentragende Masernimpfviren zur Behandlung des Ovarialkarzinoms

AD Hartkopf 1, J Lampe 2, S Berchtold 2, I Smirnow 2, M Zimmermann 2, S Bossow 4, W Neubert 3, D Wallwiener 1, T Fehm 1, UM Lauer 2
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Tübingen
  • 2Medizinische Universitätsklinik, Innere Medizini I, Tübingen
  • 3Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried
  • 4Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, Heidelberg

Fragestellung:

Onkolytische Viren (OVs) können sehr spezifisch Tumor-Zellen infizieren, sich in diesen vermehren und diese dabei zerstören. Hierbei werden Nachkommen-Viren freigesetzt, die sich innerhalb der Tumoren ausbreiten. Vielversprechendes Potential zur Behandlung von Ovarialkarzinomen birgt das onkolytische Masernimpfvirus (MeV). MeV wurde in klinischen Studien erfolgreich zur Behandlung von Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom eingesetzt und ist aufgrund seiner jahrzehntelangen Anwendung ein bekanntermaßen, ausgesprochen sicheres und nebenwirkungsarmes Therapeutikum. Zusätzliches Potential birgt die Möglichkeit, OVs mit therapeutischen Transgenen zu „bewaffnen„. Hierfür können beispielsweise Suizidgene, welche am Ort ihrer Expression nicht-toxische Medikamenten-Vorstufen (prodrugs) in Zytostatika umwandeln, verwendet werden.

Methoden:

Wir haben ein Suizidgen-exprimierendes MeV generiert (MeV ld-SCD), welches enzymatisch nicht-toxisches 5-Fluorcytosin (5-FC) in das Zytostatikum 5-Fluoruracil (5-FU) umwandelt und mit diesem Virus Ovarialkarzinomzelllinien (SKOV3, OAW-42) behandelt. Die Quantifizierung der virusbedingten zytotoxischen Effekte erfolgte mittels SRB-Vitalitätstest. Die Menge an neu produzierten Viren wurde mit der TCID50 Methodik ermittelt.

Ergebnisse:

MeV ld-SCD zeigt einen dosisabhängigen zytotoxischen Effekt gegenüber den Ovarialkarzinomzelllinien SKOV3 und OAW-42. Der zytotoxische Effekt lässt sich durch die Zugabe der prodrug 5-FC hochsignifikant (p<0,001) verstärken. Die alleinige Gabe von 5-FC ist hingegen erwartungsgemäß nicht toxisch. Darüber hinaus wird in beiden Zelllinien eine Vielzahl infektiöser MeV ld-SCD Nachkommenviren produziert, was eine wichtige Voraussetzung für die systemische Wirkung von MeV ld-SCD ist.

Schlussfolgerung:

Die Verwendung Suizidgen-exprimierender onkolytischer Masernimpfviren birgt ein überaus vielversprechendes Potential zur Behandlung des Ovarialkarzinoms.