Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - G_9
DOI: 10.1055/s-0031-1286415

Bestimmung von Zytokinexpressionsmustern im Fruchtwasser und deren Bedeutung für die Diagnostik intrauteriner Infektionen

T Weissenbacher 1, F Kainer 1, K Karl 1, U Jeschke 1, K Friese 1, 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Campus Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität, München
  • 2Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Campus Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Fragestellung:

Frühgeburtlichkeit ist auch heutzutage eines der größten Probleme in der Geburtshilfe und die Hauptursache für perinatale Morbidität und Mortalität. Infektionen, speziell intrauterine Infektionen, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die frühzeitige Diagnostik dieser Infektionen ist ein nach wie vor ungelöstes Problem. Sowohl klinische Parameter als auch laborchemische Untersuchungen sind bis dato unspezifisch und treten oftmals erst spät in Erscheinung. Ein etablierter Biomarker in der Diagnostik von intrauterinen Infektionen ist das Interleukin 6 (IL-6) im Fruchtwasser. Auch dieser Parameter scheint jedoch nicht spezifisch genug zu sein.

Methode:

In unserer Studie haben wir Fruchtwasserproben von insgesamt 229 Patientinnen untersucht. Das Gesamtkollektiv bestand aus vier Gruppen: 1) Patientinnen mit einer primären Sectio (n=111), 2) Patientinnen mit einer Amniozentese (n=82), 3) Spontangeburten (n=20) sowie 4) Fruchtwasserproben von Patientinnen mit V.a. Amnioninfektionssyndrom (n=16). Es wurden insgesamt 15 Zytokine der TH1 und TH2 Immunantwort sowie der neueren klassifizierten TH17 und TH9 Immunantwort untersucht. IL-2, IL-17, IL-4, IL-6, IL-8, IL-10, IL-12, IL-15, GROalpha, MIP1alpha, MIP1beta, Histone, TNFalpha, ProIL1beta und IP10 wurden mittels ELISA (enzyme linked immuno sorbent assay) bestimmt.

Ausgewertet wurden Unterschiede der Amnioninfektionsgruppe im Vergleich zu Fruchtwasserproben ohne Anhalt für intrauterine Infektion. Desweiteren wurde der Einfluss des Schwangerschaftsalters, Alter der Mutter sowie Geschlecht des Feten auf das Zytokinexpressionsmuster analysiert.

Ergebnisse:

Die Zytokinexpression aller 15 untersuchten Zytokine war nicht signifikant unterschiedlich bezüglich des Gestationsalters, Alter der Mutter oder Geschlecht des Feten. Signifikante erhöhte Werte ergaben sich für die Zytokine MIP1beta, IL-8, IL-10 sowie das PRO-IL-1beta bei Patientinnen mit V.a. Amnioninfektionssyndrom. In der mulltivariaten Analyse waren das IL-17 und GROalpha die Biomkarkerkombination mit der höchsten Diskriminierung in der ROC-Analyse.

Schlussfolgerung:

Sowohl neue, das IL-6 als diagnostischen Biomarker ergänzende Zytokine und im Besonderen Zytokinkombinationen könnten zukünftig in der Diagnostik intrauteriner Infektionen eine Rolle spielen. Weitere Studien mit größeren Patientenkollektiven sowie zusätzliche, vergleichende Serumanalysen sind wünschenswert.