Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - A_7
DOI: 10.1055/s-0031-1286405

Therapie der Endometriose durch anti-L1CAM mAb im Mausmodell

D Finas 1, F Köster 1, P Altevogt 2, D Hornung 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universität zu Lübeck
  • 2Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg

Fragestellung:

Bei der Endometriose treten häufig starke Schmerzen im Becken auf, die möglicherweise mit einer erhöhten läsionalen Aussprossung von sensiblen Nerven einhergehen. Das Neuralzell-Adhäsionsmolekül L1CAM ist ein bekannter Regulator der Zell-Migration, -Proliferation, -Invasion und -Adhäsion. Darüber hinaus ist es aber auch ein Stimulator der Neuritenaussprossung. Wir konnten bereits zeigen, dass L1CAM in Endometriose exprimiert wird und dass es ein wichtiger Mediator der Invasion von Endometrioseimplantaten und Nervenaussprossung bei Endometriose ist. Daher haben wir den Effekt der intraperitonealen Applikation von Anti-L1 monoklonalen Antikörpern (mAB) zur Reduktion von Endometrioseimplantaten und Nervenaussprossung in Endometriose im Mausmodell untersucht.

Methode:

Die Endometriose wurde nach einem gut publizierten Mausmodell durch peritoneale Autotransplantation von Uterusstücken in fünf Wochen alten B6C3F1Mäusen induziert. Vier Wochen danach wurden die Läsionen durch MRT in vivo vermessen. Wir behandelten die Mäuse zwei mal pro Woche durch repetitive intra peritoneale Application von anti-L1CAM mAb 324 in verschiedenen Konzentrationen (verum) bzw. IgG mAb 555 (control). Zwei Wochen später wurden die Läsionen erneut durch MRT vermessen und die Mäuse sacrificed. Dann haben wir die prä- und post-therapeutischen Volumina der Endometrioseläsionen in beiden Gruppen verglichen. Die Läsionen wurden entnommen und die Endometriose histologisch bestätigt. Außerdem wurde die läsionale Anzahl der Nerven nach nerven-spezifischer anti Neurofilament Immunohistochemie doppelt-blind in beiden Gruppen bestimmt. Das Studienprotokoll wurde durch das Schleswig-Holsteinische Ministerium für Natur und Umwelt, Abteilung für Tierschutz geprüft und bestätigt.

Ergebnisse:

In beiden Gruppen wurden je fünf Mäuse wurden untersucht. Das durch MRT bestimmte prätherapeutischen mittlere Läsionsvolumen (LV) betrug in der Verum Gruppe 25,04mm3 (100±83,26% (MW±SD)) und in der Kontroll Gruppe 25,25mm3 (100±38,55%). Das mittlere posttherapeutische LV betrug 27,03mm3 (107,95±79,98%) resp. 35,57mm3 (140,85±87,47%). Diese Ergebnisse zeigen eine deutliche Reduktion des Endometriosewachstums durch die Behandlung mit anti-L1CAM mAb im Vergleich zur Kontrollgruppe. Außerdem war die Anzahl an Nerven in der Verum-Gruppe niedriger, als in der Kontrollgruppe (29,2±10,4 vs. 69,9±39,2 Nerven pro Läsion).

Schlussfolgerung:

Das Wachstumspotential der Endometrioseläsionen wurde durch die intraperitoneale Applikation des anti-L1CAM mAb deutlich limitiert. Zusätzlich senkte der Antikörper die Konzentration peripherer Nerven in den Läsionen. Das Konzept der lokalen intraperitonealen Therapie sollte weiter untersucht werden. Endometriosebedingte Schmerzen könnten durch die Senkung der Nervenkonzentration nach lokaler Gabe des anti-L1CAM mAb reduziert werden. In einer früheren Studie konnte intraperitoneal appliziertes anti-L1CAM mAb das Wachstum intraperitonealer Tumoren hemmen und die Disseminierung von Ovarialkarzinomzellen erfolgreich bremsen. Die hier präsentierte Studie zeigt, dass der Antikörper auch bei der Behandlung der Endometriose erfolgreich eingesetzt werden könnte.

Diese Studie wurde unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, Ho 1832/6–1) und durch Forschungsgelder von Bayer-Schering Pharma Berlin („Grants for Targets“).