Endo-Praxis 2011; 27(03): 128
DOI: 10.1055/s-0031-1285978
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aus Praxis & Klinik – Morbus Crohn und Colitis ulcerosa in der Pädiatrie

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Publication Date:
12 August 2011 (online)

 

Die Inzidenz von chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten, wie etwa Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, nimmt seit 40 Jahren stetig zu, v. a. bei jungen Patienten. Entzündliche Darmerkrankungen gehören zu den weltweit häufigsten chronischen Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen und werden in 25–30 % der Fälle vor dem 18. Geburtstag diagnostiziert.

Südtiroler Forscher analysierten insgesamt 11 internationale Studien. Das Durchschnittsalter der Befragten lag zwischen 13 und 15 Jahren. Dabei berichtete eine große Mehrheit der Kinder und Jugendlichen von der starken körperlichen wie psychischen Belastung durch die Krankheit. Viele haben ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Symptome wie Bauchschmerzen, Fieber, eingeschränkte Motorik oder häufige Darmentleerung beeinflussen die Lebensqualität negativ. Häufig nimmt das Selbstwertgefühl im Krankheitsverlauf ab. Viele Patienten berichten von sehr intensiven Gefühlen wie Aggression, Trauer und Eifersucht. Es zeigte sich, dass Kinder und Jugendliche mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen häufiger Angststörungen und Depressionen entwickeln als gesunde Gleichaltrige.

Die Bewältigungsstrategie der Wahl war meist ein vermeidendes oder bagatellisierendes Verhalten. Die Wissenschaftler betonen: Um "gesunde" Bewältigungsstrategien zu entwickeln, brauchen die jungen Patienten Hilfe. Sie benötigen ein gutes Familienklima, ein funktionierendes soziales Netzwerk und Raum für Gespräche. Um den Unterstützungsbedarf zu erheben, sollten Pflegende ein "multidimensionales Assessment zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität" in die Pflegepraxis integrieren. Pflegende können so Kinder und Jugendliche mit geringem Selbstwertgefühl identifizieren und Maßnahmen einleiten. Die Wissenschaftler empfehlen ihnen umfassende Informationen über die eigene Krankheit zur Verfügung zu stellen. Außerdem helfe es, die jungen Patienten während der Pflege für kleine Erfolge zu loben und ihnen Zeit und Raum zu geben, um ihre eigenen Gefühle besser zu verstehen und sie zu verbalisieren.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Kinder und Jugendliche mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ihre Lebensqualität schlechter einschätzen als ihre Altersgenossen und vermehrt zu Angststörungen und Depressionen neigen. Um "gesunde" Bewältigungsstrategien zu entwickeln, brauchen die jungen Patienten Unterstützung durch die Familie und ihr soziales Netz sowie umfassenden Informationen und Raum für Gespräche.

Alena Kunter
CNE.online

Quelle: Leitgeb H, Ausserhofer D, Mantovan F. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen – eine Literaturübersicht. Kinderkrankenschwester 2010; 12: 501–507