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DOI: 10.1055/s-0031-1285685
Zahnschmelzdefekte bei Kindern und Jugendlichen mit Zöliakie
Hintergrund: Die Assoziation der Zöliakie mit Zahnschmelzdefekten (ZSD) wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Ziel der vorliegenden Fall-Kontroll-Studie war die Bestimmung der Prävalenz von ZSD bei Kindern und Jugendlichen mit Zöliakie im Vergleich zu deren nicht betroffenen Geschwistern und zu gesunden Kontrollen.
Methoden: Zwischen 2002 und 2008 wurden 83 Kinder und Jugendliche mit Zöliakie (mittleres Alter 10,6±5,2 Jahre), 111 gesunde Kontrollen (mittleres Alter 11,2±3,6 Jahre) und 21 gesunde Geschwister der Zöliakiepatienten (mittleres Alter 10,2±4,0 Jahre) aus vier Kinderkliniken in Deutschland in die Studie eingeschlossen. Als Kontrollen dienten Kinder, die zur Jahresuntersuchung in einer kinderärztlichen Praxis vorgestellt wurden. Alle Probanden wurden von einem Zahnarzt untersucht (G.N.). Die ZSD wurden nach der Klassifikation von Liisa Aine (Aine et al. J Oral Pathol Med 1990) eingeteilt in Grad I (Defekte in der Farbe), Grad II-IV (geringe, ausgeprägte bzw. schwere strukturelle Defekte). Weiterhin wurden unspezifische (nicht in allen Quadranten vorkommende) und spezifische (symmetrisch in allen 4 Quadranten vorkommende) ZSD unterschieden.
Ergebnisse: Spezifische ZSD Grad I-III waren häufiger bei Patienten (18/65) als bei gesunden Kontrollen (8/111) und nicht betroffenen Geschwistern (2/21) (p=0,012, OR 3,5, 95% KI 1,46–8,67). Wurden nur die Probanden mit Wechsel- und bleibendem Gebiss eingeschlossen, so fanden sich spezifische ZSD bei 27% der Patienten (18/66), bei 8% der Kontrollen (8/105) und bei 12% der Geschwister (2/17) (p=0,013, OR 4,5, 95% KI 1,84–11,20). Die meisten Betroffenen (24/28) zeigten Grad I, nur wenige (4/28) Grad II-III und keiner Grad IV ZSD. Das durchschnittliche Alter bei Diagnosestellung betrug 5 Jahre (8–219 Monate). Es wurde keine signifikante Korrelation zwischen dem Alter bei Diagnosestellung und der Häufigkeit und Schwere der ZSD gefunden.
Schlussfolgerung: Spezifische Zahnschmelzdefekte kommen signifikant häufiger bei Kindern und Jugendlichen mit Zöliakie vor als bei gesunden Kontrollen und als bei nicht-betroffenen Geschwistern. Bei Kindern mit Zahnschmelzdefekten sollten auch in Abwesenheit gastrointestinaler Symptome die zöliakiespezifischen Antikörper untersucht werden.