Z Gastroenterol 2011; 49 - P365
DOI: 10.1055/s-0031-1285636

Randomisierte doppelblinde multizentrische Phase II-Studie zu Gemcitabin mit Sorafenib oder mit Plazebo als Ersttherapie beim fortgeschrittenen oder metastasierten Gallentraktkarzinom: erste Daten zur Sicherheit und klinische Aktivität

M Moehler 1, S Kanzler 2, M Woerns 1, U Denzer 3, F Kolligs 4, MP Ebert 5, C Schimanski 1, A Distelrath 6, M Geissler 7, J Trojan 8, F Lammert 9, A Lohse 10, MM Dollinger 11, S Schadmann-Fischer 12, U Lindig 13, M Kabisch 14, PR Galle 1
  • 1Uniklinik Mainz, I. Med. Klinik, Mainz, Germany
  • 2Städtisches Klinikum Schweinfurt, I. Med. Klinik, Schweinfurt, Germany
  • 3Uniklinik Hamburg, Med. Klinik, Hamburg, Germany
  • 4Uniklinik München, Großhadern, München, Germany
  • 5Uniklinik Mannheim, Med. Klinik, Mannheim, Germany
  • 6Medizinisches Versorgungszentrum Osthessen GmbH, Klinikum Fulda, Fulda, Germany
  • 7Klinikum Esslingen, Esslingen, Germany
  • 8Uniklinik Frankfurt, Med. Klinik, Frankfurt, Germany
  • 9Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Germany
  • 10Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Germany
  • 11Uniklinik Halle, I. Med. Klinik, Halle, Germany
  • 12Uniklinik Mainz, Radiologie, Mainz, Germany
  • 13Universitätsklinikum Jena, Innere Medizin II, Jena, Germany
  • 14IZKS der Uniklinik Mainz, Mainz, Germany

Einleitung: Fortgeschrittene, nicht resektable oder metastasierte Adenokarzinome des Gallentraktes (BTC) sind letale Erkrankungen. Trotz des Fortschritts der Chemotherapie (Valle 2010) sind neue Therapieoptionen notwendig. Das Ziel der Phase-II-Studie war die Sicherheit und klinische Aktivität von Gemcitabin (GEM) mit Sorafenib versus Placebo (SOR/PL) als Ersttherapie im BTC zu analysieren.

Methoden: GEM 1.000mg/m2 i.v. wurde gegeben am Tag 1, 8, 15, 22, 29, 36, 43 im 1. Zyklus und danach an den Tagen 1, 8, 15. Sorafenib bzw. Placebo wurde kontinuierlich 400mg 2x pro Tag p.o. verabreicht. Die Daten von 103 rekrutierten, jedoch noch verblindeten Patienten wurden ausgewertet. Da Patienten noch unter Therapie sind, werden die Ergebnisse zusammen präsentiert.

Ergebnisse: Von 62 Patienten hatten 9/40/13 je ein Gallenblasen-, intrahepatisches oder hepatisches BTC. Das mittlere Alter war 64,5 Jahre (63–93). Die mediane Größe der Zielläsionen war 80mm (10–271). Die mediane Zeit zur ersten Diagnose lag bei 25 Tagen. Gründe für Therapieabbruch (47 Patienten) waren Progression (27), Tod (17), Krankheitsverschlechterung (6) und Rücknahme der Einverständniserklärung oder anderes (7). Die mediane Therapiezeit lag bei 65 Tagen (1–375). 106 unerwartete Ereignisse (Adverse events) von 69 Patienten (67%) wurden als bekannte Toxizitäten der Medikation eingestuft. Die SAEs Grad 1–3 waren: Verschlechterung des AZ 16%, abdominelle Schmerzen 12%, Cholangitis 12%, Kachexie 12%, Übelkeit 7%. In 25% endete das SAE mit Tod (Grad 5), war jedoch nie ursächlich mit Sorafenib assoziiert. In 8 SUSARs waren drei möglicherweise mit Sorafenib assoziiert (Schwindel/verschlechtertes Sehen; Vorhofflimmern; Infektion des Atemwegtraktes). Partielle Remission und Stabilisierung konnten in 7% bzw. 63% nachgewiesen werden. Die Tumorkontrollrate war somit 70%. Das mediane progressionsfreie bzw. Gesamtüberleben war 86 (67–148) bzw. 281 (160–342) Tage, bei 73 Patienten, wobei 51% für PFS und 36% für OS zensiert wurden.

Zusammenfassung: Gemcitabine plus Sorafenib bzw. Placebo zeigt als Ersttherapie beim fortgeschrittenen oder metastasierten Gallentraktkarzinom eine akzeptabe Verträglichkeit. Daten zur Effektivität können nach Entblindung vorgestellt werden.