Z Gastroenterol 2011; 49 - P327
DOI: 10.1055/s-0031-1285597

Randomisierte, kontrollierte Studie zur Wirksamkeit von PegIFN-alpha 2a + Plasmaspiegel-adaptiertem Ribavirin vs. PegIFN-alpha 2a + gewichts-basiertem Ribavirin bei chronischer Hepatitis C Genotyp 1

F Stickel 1, I Pache 2, D Moradpour 2, B Helbling 3, J Borovicka 4, T Gerlach 4
  • 1Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin, Inselspital Bern, Bern, Switzerland
  • 2Universität Lausanne, Gastroenterologie und Hepatologie, Lausanne, Switzerland
  • 3Abteilung für Gastroenterologie, Spital Waid, Zürich, Switzerland
  • 4Abteilung für Gastroenterologie, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen, Switzerland

Hintergrund: Die Standardtherapie der chronischen Hepatitis C, Genotyp 1 (CHC GT1) besteht aus Peginterferon-alpha (PegIFN) und gewichts-adpatiertem Ribavirin (RBV) über 48 Wochen, was in ca. 45% zu einem anhaltenden virologischen Ansprechen (SVR) führt. Das Therapieansprechen kann möglicherweise durch höhere RBV-Dosen verbessert werden, was jedoch häufiger zu RBV-bedingter hämolytischer Anämie führt, die wiederum eine Dosisreduktion erfordert. Erythropoetische Wachstumsfaktoren (EPO) erlauben höher RBV-Dosen. Die vorliegende Studie sollte testen, ob RBV-Dosen (adaptiert an >3,7 mcg/dl Plasmazielspiegel) ein besseres Therapieansprechen zur Folge hat als eine gewichtsbasierte RBV-Dosierung.

Patienten und Methoden: Therapienaïve Patienten mit CHC GT1 wurden randomisiert und 48 Wochen entweder mit (A) PegIFN-alpha 2a (180mcg/Wo.) + RBV 1,800mg/Tag (fortlaufende Anpassung an Plasmaspiegel) + EPO (3×3,000–3×10,000 IU/Wo. im Falle einer Aämie) oder mit (B) PegIFN-alpha 2a (180 mcg/Wo.) + gewichtsbasiertem RBV (1,000/1,200mg/Tag) ohne EPO behandelt (NCT00944684).

Ergebnisse: Gruppe A und B (je n=16) waren hinsichtlich Alter, Geschlecht, HCV-Virämie, Fibrose und Hämoglobinwert (Hb) vergleichbar. Die mediane RBV-Dosis betrug bei Gruppe A 2.400mg/Tag (1.400–3.200) und bei Gruppe B 1.200mg/Tag (1.000–1.200). Die mittlere RBV-Plasmakonzentration betrug 4,29 mcg/dl (A) bzw. 3,01 mcg/dl (B). Alle Patienten in Gruppe A entwickelten eine hämolytische Anämie (mittlerer Hb 9,9g/dl; 9/16 <10g/dl), die bei Gruppe B signifikant leichter war (106,3g/l; p<0,001). Bei 11/16 Patienten in Gruppe A wurde EPO (9.000–30.000 IU/Woche) eingesetzt, was einen mittleren Hb-Anstieg von 2,56g/dl bewirkte. Mit Ausnahme der Anämie war die Verträglichkeit beider Therapien vergleichbar, schwere unerwünschte Ereignisse waren jedoch häufiger in Gruppe B (1 Pneumonie, 1 kutane Sarkoidose, 1 akute Psychose) als in Gruppe A (1 schweres Arzneimittelexanthem). Das Therapieansprechen war besser bei Gruppe A als bei B (SVR 62,5% vs. 37,5%, p=0,16).

Schlussfolgerung: Patienten mit CHC GT1 können sicher mit hochdosiertem RBV behandelt werden. Das Therapieansprechen scheint damit besser zu sein, eine größere Studie muss dies jedoch bestätigen.