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DOI: 10.1055/s-0031-1285485
Bariatrische Chirurgie bei medikamentös induzierter Adipositas
Hintergrund: Viele Medikamente induzieren Adipositas. Hierzu zählen einige Antidepressiva wie die trizyklischen Antidepressiva und Mirtazapin, Neuroleptika wie Risperidon, Olanzapin und Clozapin, einige Antikonvulsiva sowie Cortison. Bisher ist völlig unklar, ob diese Patientengruppe von einem bariatrischen Eingriff profitiert.
Material und Methoden: Wir haben unsere Patientenkartei retrospektiv auf Patienten mit einer medikamentös induzierten Adipositas durchsucht. Seit Januar 2009 wurden 8 Patienten wegen einer medikamentös induzierter Adipositas operiert. Es handelt sich dabei um 4Männer und 4 Frauen. Das mittlere Patientenalter lag bei 38±3 Jahren, der mittlere präoperative BMI lag bei 49±2kg/m2. Ursächlich für die Adipositas war bei 4 Patienten eine Neuroleptikaeinnahme bei Schizophrenie, bei 2 Patienten eine Corsitoneinnahme und bei 2 Patienten die Einnahme eines Antikonvulsivums. Bei 5 Patienten wurde ein Schlauchmagen angelegt, bei einem Patient wurde ein Roux-Y Gastric Bypass durchgeführt, eine Patientin bekam ein Magenband und ein Patient wurde im Stufenkonzept mit Magenballon und anschließender Sleeve Gastrektomie behandelt.
Ergebnis: Die Nachsorge der Patienten wurde sehr engmaschig durchgeführt (1 Monat, 3, Monate, 6 Monate und 12 Monate nach dem Eingriff). Innerhalb des ersten Jahres sank der mittlere BMI von 49±2kg/m2 auf 31±2kg/m2. Dies entspricht einem Übergewichtsverlust (Excess weight loss, EWL) von 62±11%. Es treten keine schwerwiegenden chirurgischen Komplikationenen in dieser Patientengruppe auf, jedoch musste ein Patient wegen eines schizophrenen Schubes vorrübergehend stationär behandelt werden. Zur Zeit fühlt er sich gut, wiegt 75kg, was einem BMI von 25kg/m2 entspricht und hat insgesamt seit der Operation 75kg abgenommen.
Schlussfolgerung: Der kurzfristige Verlauf ist sehr vielversprechend. Der Gewichsverlust bei Patienten mit medikamentös induzierter Adipositas ist adäquat und unterscheidet sich nicht vom Gesamtpatientenkollektiv (62±11% gegen 58±2%). Eine längerfristige Beobachtung der Patienten ist selbstverständlich notwendig.