Z Gastroenterol 2011; 49 - V56
DOI: 10.1055/s-0031-1285192

Sind Frauen die besseren Operateure? Der Einfluss des Geschlechts auf den chirurgischen Lernerfolg am Pelvitrainer nach unterschiedlichen Trainingsmethoden

C Lindlohr 1, C Pape- Köhler 1, J Toaspern 1, R Lefering 2, MM Heiss 1
  • 1Kliniken der Stadt Köln – Merheim, Klinik für Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Köln, Germany
  • 2Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany

Einleitung: Die Chirurgie wird weiblich. Immer mehr Medizinstudentinnen beginnen mit dem Studium und wählen eine chirurgische Laufbahn. Dass Frauen in komplexen Operationen schlechter sind als ihre männlichen Kollegen ist in der aktuellen Literatur gängige Meinung. Bislang wurde dies jedoch lediglich an Basistechniken der Laparoskopie, an subjektiven Einschätzungen oder an nur einem Parameter wie z.B. Operationszeit, untersucht.

Methodik: Die Untersuchung wurde anhand Daten einer randomisiert-kontrollierten Studie in einem Prä-Post-Design durchgeführt. 40 Probanden (22Männer,18 Frauen) wurden in vier Gruppen getestet: praktisches, multimediales, Kombinationstraining oder kein Training. Prä- und Posttest, bestehend aus einer komplexen Operation, der laparoskopischen Cholezystektomie am Pelvitrainer, wurden anhand eines modifizierten Objective Structured Asessment of Technical Skills (OSATS) ausgewertet. Bewertet wurde anhand sog. Hard Skills (=HS, 2 Operationsschritte richtig (1) oder falsch (0)) und sog. Soft Skills (=SS, generelle Bewertung 5×1–5 Punkte). Um Einflüsse von Subgruppen auf den Effekt zu prüfen wurden probandenspezifische Faktoren (u.a. Alter, Geschlecht, Lernmethode, Operationserfahrung) hinsichtl. OSATS- Ergebnis und Operationszeit untersucht. Eine anschließende multivariate Analyse ermittelte die adjutierten Effekte. Zielkriterien waren: gute Lerner„:(Δ) zwischen Prä- und Posttest und gute „Könner„: hohe Werte im Posttest.

Ergebnis: Die univariate Analyse für beide Kriterien zeigte, dass alle Probanden nach multimedialem Training besser abschnitten, Frauen jedoch bessere „Lerner„ (Δ 3,82 HS und Δ 5,61 SS) als Männer (Δ 2,79 und Δ 4,92) waren. Frauen operierten im Posttest zudem schneller als Männer. Bei den „guten Könnern„ zeigte sich kein relevanter Unterschied (HS: Männer: 9,08, Frauen 9,0, SS: Männer:18,02, Frauen: 17,83). Die multivariate Untersuchung ergab, dass Frauen nach multimedialem Training eine besonders hohe Lernkurve hatten (HS: 5,1 vs. 4,2, SS: 7,9 vs. 6,1).

Schlussfolgerung: Die Form der Lernmethode ist der einflussreichste Faktor auf den Lernerfolg. Multimediales Training ist praktischem Training überlegen. Besonders Frauen profitieren von der Methode. Generell spielt das Geschlecht keine Rolle in Bezug auf das Operationsergebnis.