Z Gastroenterol 2011; 49 - K40
DOI: 10.1055/s-0031-1284290

Verlorenes Heimatrecht – zwei Fälle von monströsen Skrotalhernien mit Magenhernierung und -perforation

A Leuchtweis 1, S Rüth 1, H Leebmann 2, P Piso 2, M Anthuber 1
  • 1Klinik für Allgemein-, Viszeral- u. Transplantationschirurgie, ZK Augsburg
  • 2Klinik für Allgemein- u. Viszeralchirurgie, BB Regensburg

Wir berichten über zwei Fälle, in denen Magenanteile ins Skrotum hernierten:

Im ersten Fall handelte es sich um einem multimorbiden Patienten mit dialysepflichtiger Niereninsuffienz und Z.n. oberer GI-Blutung bei ulkus ventriculi. Er stellte sich erstmalig im März diesen Jahres vor bei akut aufgetretenem Erbrechen bei bekannter, ca. fußballgroßer Skrotalhernie links. In der durchgeführten Bildgebung zeigten sich Dünndarm- und Dickdarmanteile in der Skrotalhernie ohne Hinweis für eine Inkarzeration. Nach Gabe von Gastrographin konnte der Patient Stuhl absetzen und schließlich nach Hause entlassen werden. Er stellte sich im Folgemonat erneut vor mit Hämatinerbrechen. Eine durchgeführte Gastroskopie zeigte keinen Hinweis für eine frische Blutung oder eine Magenausgangsstenose. Bei schnell zunehmender AZ-Verschlechterung wurde ein erneutes CT-Abdomen durchgeführt. Hier zeigte sich im Vergleich zur Voruntersuchung nun eine Hernierung des Magenantrums durch den Leistenkanal mit Inkarzerationszeichen. Aufgrund des deutlich reduzierten Allgemeinzustandes war eine Operation nicht mehr möglich, der Patient verstarb.

Im zweiten Fall stellte sich ein Patient nach einem Sturz auf seine seit 10 Jahren bekannte basketballgroße Skrotalhernie mit akuten Schmerzen vor. Im Notfall-CT zeigte sich, dass annähernd der gesamte Dünn- und Dickdarm herniert waren. Intraabdominell fielen freie Luft und freie Flüssigkeit auf. Intraoperativ imponierte ein nach intraskrotal hernierter Magen mit perforiertem ulkus ventriculi und segmentaler Kolonischämie. Es wurden eine Magenübernähung, Kolonsegmentresektion sowie Anlage eines endständigen Ileostomas durchgeführt. Bei komplikationsreichem weiteren Verlauf musste mehrfach operativ revidiert und weitere Darmanteile reseziert werden.

Take-home-message: Als seltene Komplikation einer Skrotalhernie können auch Magenanteile hernieren und perforieren.