Z Gastroenterol 2011; 49 - K1
DOI: 10.1055/s-0031-1284252

Eine kapnographische Überwachung erhöht die Sicherheit einer Propofol Sedierung während Koloskopie: Eine randomisierte, kontrollierte, trizentrische Studie (ColoCap Study)

A Beitz 1, A Riphaus 2, A Meining 1, T Kronshage 2, C Geist 2, S Wagenpfeil 3, A Weber 1, A Jung 1, M Bajbouj 1, C Pox 2, G Schneider 4, RM Schmid 1, T Wehrmann 5, S von Delius 1
  • 1II. Medizinische Klinik und Poliklinik Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
  • 2Medizinische Universitätsklinik des Knappschaftskrankenhaus der Ruhr-Universität Bochum
  • 3Institut für medizinische Statistik und Epidemiologie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
  • 4Zentrum für Anästhesie, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Helios Klinikum Wuppertal
  • 5Fachbereich Gastroenterologie, Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden

Einleitung: Mit der Kapnografie ist eine Überwachung der Ventilation durch eine Erfassung der exspiratorischen Kohlendioxidkonzentration möglich. Sie erlaubt damit eine frühzeitige Detektion von sedierungsbedingten Apnoeepisoden und damit die Einleitung von effektiven Gegenmaßnahmen idealerweise noch vor einem Abfall der Sauerstoffsättigung. Ziel dieser kontrollierten, randomisierten Studie an drei deutschen Zentren war die Evaluation des Nutzens einer kapnographischen Überwachung einer Propofol Sedierung während Koloskopie.

Methoden: Patienten zur Koloskopie mit Propofol Sedierung wurden randomisiert einer Gruppe mit Standardüberwachung (automatisierte Blutdrucküberwachung, Pulsoxymetrie und bei kardialen Risikopatienten EKG; Standardgruppe) oder einer Gruppe mit zusätzlicher Kapnografie (Capnostream 20, Oridion, US; Kapnografiegruppe) zugeordnet. In beiden Gruppen wurden bei der Detektion von alterierter Atmung oder Apnoe eine Pause bei der Medikamentenverabreichung, eine Stimulation des Patienten, ein Esmarch Handgriff oder weitergehende Maßnahmen durchgeführt. Primärer Studienendpunkt war die Rate an Abfällen der Sauerstoffsättigung (Abfall um ≥5% oder <90%). Sekundäre Endpunkte umfassten die Raten an erkannten Apnoen oder alterierter Atmung, Hypoxien (SaO2<90%) und schweren Hypoxämien (SaO2≤85%), sowie Bradykardien, Hypotensionen, Untersucher- und Patientenzufriedenheit.

Ergebnisse: 760 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. In der Intention-to-Treat Analyse ergab sich eine signifikante Reduktion des Anteils der Patienten mit Abfall der Sauerstoffsättigung in der Kapnografiegruppe im Vergleich zur Standardgruppe (38,9% vs. 52,9%; P<0,001). Die Anzahl der Patienten mit einem Abfall der Sauerstoffsättigung <90% und ≤85% unterschied sich ebenfalls signifikant (12,0% vs. 17,6%; P=0,029 und 3,7% vs. 7,5%; P=0,021). In der Standardgruppe musste ein Patient passager maskenbeatmet werden. Es ergaben sich keine Unterschiede hinsichtlich der Rate an Bradykardien und Hypotensionen. Die Zufriedenheit von Endoskopiker und Patient mit der Untersuchung unterschied sich nicht.

Schlussfolgerung: Eine zusätzliche kapnographische Überwachung der Ventilation führt zu einer Reduktion hypoxämischer Ereignisse und erhöht die Sicherheit einer prozeduralen Sedierung während Koloskopie.

aBeide Autoren trugen gleichermassen zur Studie bei.