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DOI: 10.1055/s-0031-1283777
Perioperative Ernährung aus Sicht von Chirurgen – Eine deutschlandweite Online-Umfragen
Perioperative Nutrition – A Nationwide Web-Based Survey of German Surgery DepartmentsPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
23. November 2011 (online)


Zusammenfassung
Hintergrund: Insuffiziente Ernährung chirurgischer Patienten erhöht die perioperative Morbidität, Mortalität, Krankenhausbehandlungszeit und Therapiekosten. Fachgesellschaften erklären in ihren Leitlinien daher die Integrierung der Ernährung in das gesamte chirurgische Behandlungskonzept als einen der Schlüsselaspekte.
Methode: Die Studie sollte den Stand der klinischen Ernährung in chirurgischen Einrichtungen in Deutschland erheben. Methoden. Ende 2009 wurden Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) in leitender Funktion zu einer Online-Umfrage zur praktischen Anwendung klinischer Ernährung eingeladen.
Ergebnisse: Von den befragten Ärzten haben n = 156 (6,24 %) geantwortet. Demnach achten 86,9 % auf den Ernährungszustand ihrer Patienten. Nur 6 % verwenden standardisierte Ernährungsscreenings. Kurze präoperative Nahrungskarenzzeiten für feste und flüssige Kost werden von 65 % bzw. 40 % angewandt. Postoperativ erlauben 65 % die Einnahme klarer Flüssigkeit bereits am OP-Tag sowie 78 % festen Speisen am OP- oder 1. postoperativen Tag. Supplementierende Trinknahrung setzten 53,9 % nur „manchmal“ oder „selten“ ein.
Schlussfolgerung: Die niedrige Rücklaufquote offenbart möglicherweise das Dilemma, dass die evidenz-basierte Relevanz perioperativer Ernährung auf zu wenig Aufmerksamkeit trifft. Unterstellt man eine „positive Auslese Ernährungsinteressierter“, so findet selbst unter dieser Prämisse standardisiertes Screening auf Mangelernährung zu wenig statt. Die perioperative Nahrungskarenz wird bereits fortschrittlicher gehandhabt. Insgesamt jedoch erscheinen nachdrücklicheres Sensibilisieren und umfassende Implementierungsstrategien nötig, um die klinische Ernährung in die chirurgische Versorgung besser zu integrieren.
Abstract
Background: Insufficient nutrition in surgical patients increases perioperative morbidity, mortality, length of stay and therapy costs. Therefore, guidelines declare the integration of nutrition into the overall management as one of the key aspects of perioperative care. This study was conducted to evaluate the current clinical practice of clinical nutrition in surgical departments in Germany.
Methods: In 2009 German Surgical Society (DGCH) members in leading positions were surveyed with a standardised online questionnaire concerning their perioperative nutritional routines in elective surgery.
Results: From the addressed physicians n = 156 (6.24 %) answered. Of those, 86.9 % consider the nutritional status of their patients. Only 6 % use standardised nutritional screening tools. Short preoperative fasting for solid and liquid food is practiced by 65 % and 40 %, respectively. After the operation, 65 % allow intake of clear fluids on the day of surgery and 78 % initiate solid food on the day of surgery or the first postoperative day. Oral nutritional supplements are given only “sometimes” or “rarely” by 53.9 % of the respondents.
Conclusion: The low response rate may imply the dilemma that the evidence-based benefit of perioperative nutrition does not meet sufficient interest. Even in case of a positive selection of “pro-nutrition respondents”, standardised preoperative malnutrition screening is also rare. Aspects such as shorter perioperative fasting are already practiced more progressively. However, still greater efforts are needed to promote guideline-based clinical nutrition in surgical care in Germany.
* Geteilte Erstautorenschaft