Gesundheitswesen 2011; 73 - A174
DOI: 10.1055/s-0031-1283675

Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Versorgung von Heimbewohnern durch intensive pharmazeutische Betreuung

I Waltering 1, J Kruse 2, U Puteanus 3, G Hempel 2
  • 1LIGA NRW, Nottuln
  • 2Westfälische Wilhelmsuniversität, Münster
  • 3LIGA NRW, Münster

Einleitung/Hintergrund: Heimbewohner müssen auf Grund ihres fortgeschrittenen Alters und ihrer größeren Krankheitslast verschiedene Arzneimittel einnehmen. Je größer die Anzahl der verordneten Arzneimittel ist, umso problematischer wird die Auswahl der notwendigen und miteinander verträglichen Arzneimittel, sowie deren optimale Anwendung. Zieht man in Betracht, dass während 100 Heimbewohnermonaten ca. 9,8 unerwünschte Arzneimitteleffekte auftreten (1), sowie eine Reihe Arzneimittel im Alter unangemessen sind (2) und daraus resultierend neben vermehrten Krankenhauseinweisungen (3) ein erhöhter Pflegeaufwand und eine erhöhte Mortalität auftreten (4,5), so kann „Pharmazeutische Betreuung„ eine wirksame Methode sein, den Prozess der Arzneimittelversorgung und Arzneimitteltherapie positiv zu beeinflussen und sicherer zu machen. Daten und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden über einen Zeitraum von 6 Monaten die Basisdaten der Studienteilnehmer erfasst. Zu den teilnehmenden Heimen gehören 9 Altenheime aus den Regionen Hamm, Soest und Wesel von denen je 20–25 Bewohner pro Heim teilnehmen konnten. In den folgenden 18 Monaten wurden arzneimittelbezogene Probleme erfasst und in Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegepersonal entsprechende Optimierungsstrategien entwickelt. Ergebnisse: Von 197 Bewohnern lag eine Einverständniserklärung vor, davon konnten 185 in die Studie (93,9%) eingeschlossen werden. Während der Erfassungsphase sind 2 Bewohner verstorben und 5 verzogen, sodass 178 (90,36%) an dem Projekt teilgenommen haben. Während der Interventionsphase wurden durchschnittlich 10 arzneimittelbezogene Probleme (ABP) pro Bewohner detektiert, was 1 ABP pro Heimbewohnermonat entspricht. Daraus resultierend sind durchschnittlich 7 Interventionen (mit dem Arzt/Pflegpersonal/Arzt + Pflegepersonal) pro Bewohner zur Optimierung vorgeschlagen worden, von denen 68,43% umgesetzt worden sind. Diskussion/Schlussfolgerungen: Im Schnitt konnten die arzneimittelbezogenen Probleme um 82% reduziert werden und die Dauermedikation von durchschnittlich 8,4 Fertigarzneimitteln (Median 8; 1–20) auf 7,5 (Median 7; 1–18) pro Bewohner, bezogen auf feste und flüssige Arzneiformen verringert werden. Im Gegenzug stieg die Anzahl der verordneten Bedarfsarzneimittel von 2,8 auf 3,1 Fertigarzneimittel an. Schlussfolgerungen: Intensive Pharmazeutische Betreuung kann die Anzahl der arzneimittelbezogenen Probleme signifikant reduzieren

Literatur:

1 Gurwitz et al. The incidence of adverse drug events in two large academic long-term care facilities. Am J Med 2005;3:251–258 2 Fialow D et al. Potentially Inappropriate Medication Use Among Elderly Home Care Patients in Europe. JAMA 2005;293(11):1348–58 3 Thürmann et al. Arzneimittelrisiken bei hochbetagten Patienten: Ergebnisse deutscher Studien, in: Fortschritt u. Fortbildung i. d. Medizin, Bd 31, Hrsg. BÄK, Deutscher Ärzte Verlag.Köln 4 Lau et al. Hospitalization and Death Associated With Potentially Inappropriate Mediaction Prescriptions Among Elderly Nursing Home Residents. Arch Intern Med 2005;165:68–74 5 Kongkaew, Noyce PR, Aschcroft DM. Hospital admissions associated with adverse drug reactions; a systematic review of prospectiv, observational studies. Ann Pharmacother 2008;42:1017–28