Gesundheitswesen 2011; 73 - A308
DOI: 10.1055/s-0031-1283634

Wie lassen sich kommunale Daten für die landesweite und kommunale Gesundheitsberichterstattung objektiv vergleichen? Lösungsmöglichkeiten durch Typisierung der Kommunen nach Sozialstrukturdaten am Beispiel von Adipositas bei Einschülern

K Simon 1
  • 1LIGA. NRW, Bielefeld

Einleitung/Hintergrund: In der landesweiten und kommunalen Gesundheitsberichterstattung werden häufig Gesundheitsdaten auf kommunaler Ebene miteinander verglichen. Es stellt sich die Frage, welche Kommunen im Sinne einer strukturellen Gleichartigkeit wirklich vergleichbar sind. Mithilfe einer Clusteranalyse nach soziodemografischen Strukturdaten wurden die Kommunen Nordrhein-Westfalens zu gleichartigen Typen zusammengefasst. Hierdurch sind Analysen möglich, die über die üblichen Vergleiche, beispielsweise „Ballungsräume„ versus „ländliche Regionen„ weit hinausgehen. Es konnte mehrfach gezeigt werden, dass ein Zusammenhang zwischen diesen Typen und verschiedenen gesundheitlichen Outcomes besteht. Durch den Vergleich von nachweislich ähnlichen Kommunen lassen sich Zusammenhänge für die Gesundheitsberichterstattung auf einer objektiven Grundlage analysieren. Daten und Methoden: GMK Indikatorensatz/Einschulungsdaten 2009 Ergebnisse: In Zusammenarbeit mit der Universität Bochum wurde anhand von demografischen und sozioökonomischen Indikatoren eine Typisierung der 54 Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen durch eine Clusteranalyse vorgenommen. Grundlage dieser Clusteranalyse waren drei Faktoren, die mithilfe einer Faktorenanalyse aus 8 sozioökonomischen Indikatoren des GMK-Indikatorensatzes des Jahres 2008 generiert wurden. Als Ergebnis der Clusteranalyse konnten 6 Typen von Kommunen identifiziert werden: 1=„Wenig familiengeprägte Städte„, 2=„Arme Städte und Kreise im strukturellen Wandel„, 3=„Wohlhabende schrumpfende und alternde Städte/Kreise„, 4=„Wachsende Familienzonen„, 5=„Wachsende prosperierende Regionen„ und 6=„Familiengeprägte Kreise mit Tendenz zur Alterung und Schrumpfung„. Es konnte anhand einer Analyse der Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen des Einschulungsjahres 2008 gezeigt werden, dass die unterschiedlichen Gemeindetypen Einfluss auf die Adipositasrate der Einschüler haben. Die Adipositasrate ist mit 5% in der Gruppe der Kommunen des Typs 2 besonders hoch. Rechnerisch haben Kinder aus dieser Region ein 1,6-fach erhöhtes Risiko, adipös zu sein als Kinder aus einer Region des Typs 5. Diskussion: Die Zuordnung der Kommunen anhand der Clusterung ermöglicht einen objektiven Vergleich von ähnlichen Kommunen. Für die kommunale Gesundheitsberichterstattung ergeben sich hieraus neue Analysemöglichkeiten. Es besteht die Möglichkeit Stärken und Schwächen von Kommunen im Vergleich mit strukturähnlichen Kommunen zu analysieren und Handlungsempfehlungen hieraus abzuleiten.

Literatur:

A. Schultz in: Faktor Familie, Familienforschung und Familienpolitik lokal: Aktualisierung der Clusteranalyse mit Sozialstrukturindikatoren für Kreise und kreisfreie Städte in NRW, Bochum 2010 lLIGA.NRW: Regionale Unterschiede ausgewählter Gesundheitsindikatoren in NRW, Bielefeld 2002 (http://www.liga.nrw.de/_media/pdf/gesundheitberichtedaten/nrw-kurz-und-informativ/regionale-unterschiede-indikatoren_0512.pdf)