Gesundheitswesen 2011; 73 - A202
DOI: 10.1055/s-0031-1283630

Entwicklung barrierefreier Erhebungsinstrumente am Beispiel der Jugendsexualitätsstudie der BZgA

A Seidel 1, M Michel 2, S Wienholz 2, S Riedel-Heller 2
  • 1Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig
  • 2Universität L, Leipzig

Einleitung/Hintergrund: Es wird am Beispiel der Jugendsexualitätsstudie, welche im Auftrag der BZgA seit 1980 als Trendstudie durchgeführt wird gezeigt, wie Erhebungsinstrumente barrierefrei aufbereitet werden können. Diese sind wichtig, um einen realistischen Zugang zur Lebenswelt von Menschen mit Behinderungen zu bekommen. Die Befragung von Betroffen ist notwendig, um eine Verbesserung der Versorgungsstrukturen zu ermöglichen, im vorliegenden Beispiel zur Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten und Teenagerschwangerschaften. Ein Grund für den Ausschluss dieses Personenkreises an großen Studien ist unter anderem die mangelnde Barrierefreiheit solcher Studiendesigns. Daten und Methoden: Eine zeit- und kosteneffektive Möglichkeit der Partizipation wird durch die barrierefreie Aufbereitung der Fragebogen geschaffen. Zunächst wird der standardisierte Fragebogen in Leichte Sprache übersetzt. Viele der Einleitungssätze sowie überflüssige oder redundante Informationen entfallen. Fachbegriffe werden in Alltagssprache übersetzt und erklärt. Gleichzeitig werden Schrift und Zeilenabstand vergrößert. Der Fragebogen wird dadurch übersichtlicher und schneller erfassbar. Zielgruppen eines so aufbereiteten Fragebogens sind sowohl Jugendliche mit Lernförderschwerpunkt als auch Heranwachsende mit Hörschädigungen. Der so modifizierte Erhebungsbogen wird nun an die Anforderungen einer Sehschädigung angepasst. Dazu gehören der Verzicht auf Bilder und Symbole, da diese von stark sehgeschädigten Mädchen und Jungen nicht erfasst werden und die Braille-Zeile bzw. die Sprachausgabe des PCs sie nicht mitlesen kann. Weiterhin wird darauf geachtet, dass ggf. vorhandene Tabellen in Leserichtung dargestellt werden um zu gewährleisten, dass ein Antwortkreuz an die richtige Stelle gesetzt werden kann. Bei der Aufbereitung in Papierform ist auf einen ausreichend große Schriftgröße sowie klare Kontraste zu achten. Ergebnisse: Mit diesem barrierefreien Erhebungsinstrument konnten bisher 99 Jungen und 58 Mädchen mit Behinderung in Sachsen im Rahmen der Jugendsexualitätsstudie erreicht werden. Diskussion/Schlussfolgerungen: Um die Versorgungssituation und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Menschen mit Behinderungen weiterhin zu verbessern sowie zur Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten und Teenagerschwangerschaften ist es nötig, auch barrierefreie sexualpädagogische Materialien zu entwickeln und einzusetzen.

Literatur:

BZgA (Hrsg.) 2010: Jugendsexualität- Repräsentative Wiederholungsbefragung von 14- bis 17-jährigen und ihren Eltern