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DOI: 10.1055/s-0031-1283601
Koinzidenz kritischer Lebenslagen am Beispiel überschuldeter Väter und Mütter nach Trennung oder Scheidung und der Zusammenhang mit Gesundheit und Gesundheitsverhalten. Eine explorative Studie am Setting Schuldnerberatungsstellen
Einleitung/Hintergrund: Die Scheidungsraten in Deutschland und anderen Industrienationen steigen seit Jahrzehnten und verbleiben derzeit auf hohem Niveau: Nach der zusammengefassten Scheidungsziffer für das Jahr 2006 ist davon auszugehen, dass etwa jede dritte bis jede zweite Ehe in Deutschland geschieden wird. Gleichzeitig gelten in Deutschland und anderen europäischen Ländern sowie in den USA rund zehn Prozent der Erwachsenen als zahlungsunfähig bzw. überschuldet (Reifner/Springeneer 2004). Dabei stellt Scheidung/Trennung eine der häufigsten Einzelursachen für das Eintreten einer Überschuldungssituation dar (Angele 2007). Ziel des Beitrags ist daher eine gemeinsame Betrachtung dieser gesellschaftlichen Phänomene am Beispiel überschuldeter Väter und Mütter nach Trennung oder Scheidung hinsichtlich des Zusammenhangs mit Gesundheit und Gesundheitsverhalten. Daten und Methoden: Grundlage ist eine in den Jahren 2006 und 2007 in Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern durchgeführte Querschnittsbefragung überschuldeter Privatpersonen (Rücklaufquote 39,7%), in der neben sozioökonomischen Merkmalen auch verschiedene Gesundheitsparameter erhoben wurden. Als Vergleichsgruppen dienen neben Scheidungs- und Trennungsvätern (n=59) Väter aus vollständigen Familien (n=73) und allein erziehende Mütter (n=72), die sich sämtlich in einer Überschuldungssituation befinden. Ergebnisse: Anzeichen depressiver Verstimmung (aOR=2,94; p=0,055), ein mit Beginn der Überschuldungssituation zunehmend ungesundes Ernährungsverhalten (aOR=4,97; p=0,001) sowie Bluthochdruckerkrankungen (aOR=3,38; p=0,031) fallen bei den Trennungsvätern im Vergleich zu den Vätern aus vollständigen Familien deutlich erhöht aus. Eine erhöhte Prävalenz an Rauchern (aOR=2,35; p=0,096) sowie eine niedrigere allgemeine Gesundheitsachtsamkeit (aOR=3,43; p=0,038) zeigen sich darüber hinaus auch im Vergleich mit den allein erziehenden Müttern (Rueger et al. 2011). Diskussion/Schlussfolgerungen: Die explorativen Befunde deuten auf eine Mehrfachbelastung im Falle der von Überschuldung betroffenen Väter und Mütter nach Scheidung oder Trennung und legen deren prekäre gesundheitliche Situation offen. Mit Blick auf den gesundheitlichen Zustand sollten diese Personen als besondere Risikogruppen und Zielgruppen intensiver Präventionsbemühungen berücksichtigt werden.
Literatur:
Angele, J. (2007). Überschuldung privater Haushalte im Jahr 2006. Wirtschaft und Statistik, 10, 948–959. Reifner, U., & Springeneer, H. (2004). Die private Überschuldung im internationalen Vergleich – Trends, Probleme, Lösungsansätze. In: Schufa Holding AG (ed.). Schulden-Kompass 2004, Wiesbaden: Index Electronic Prepress, 160–211. Rueger, H., Schneider, N.F., Zier, U., Letzel, S., Muenster, E. (2011). Health Risks of Separated or Divorced Over-Indebted Fathers: Separation From Children and Financial Distress, Social Work in Health Care, 50: 3, 242–256.