Gesundheitswesen 2011; 73 - A140
DOI: 10.1055/s-0031-1283527

Stellenwert der Bildung für eine gesunde Lebensführung

T Lampert 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Einleitung/Hintergrund: Die schulische und berufliche Qualifikation stehen in engem Zusammenhang mit gesundheitsbezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen sowie den damit verbundenen Gesundheitschancen. Ausgehend von vorliegenden Forschungsergebnissen und eigenen Analysen wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung der Bildung für eine gesunde Lebensführung zukommt. Daten und Methoden: Die Analysen basieren auf Daten der Gesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts, insbesondere der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell„ (GEDA), die von Juli 2008 bis Juni 2009 stattfand (Alter=18+ Jahre, n=21.262), und des „Kinder- und Jugendgesundheitssurveys„ (KiGGS), der im Zeitraum Mai 2003 bis Mai 2006 durchgeführt wurde (Alter=0–17 Jahre, n=17.641). Bei Erwachsenen wird die Bildung sowohl über die schulische als auch berufliche Qualifikation gemessen, bei Kindern und Jugendlichen werden die Schulbildung und das Bildungsniveau der Eltern betrachtet. Als Outcomes werden vor allem gesundheitsrelevante Verhaltensweisen untersucht, u.a. aus den Bereichen Ernährung, körperliche Aktivität und Substanzkonsum. Außerdem wird ein additiver Index „Gesunde Lebensführung„ gebildet. Ergebnisse: Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen lassen sich deutliche Unterschiede im Gesundheitsverhalten zu Ungunsten von Personen mit niedriger Bildung nachweisen. Anhand des additiven Index lässt sich zeigen, dass die Chance einer gesunden Lebensführung in der niedrigen im Verhältnis zur hohen Bildungsgruppe um den Faktor zwei verringert ist. Im Hinblick auf Kinder und Jugendliche ist ein bemerkenswertes Ergebnis, dass diejenigen aus sozial benachteiligten Familien, die den Sprung auf ein Gymnasium schaffen, sich bezüglich ihres Gesundheitsverhaltens nicht von den Gleichaltrigen aus sozial besser gestellten Familien unterscheiden. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse verweisen auf den hohen Stellenwert der Bildung für das Gesundheitsverhalten. Dies gilt bereits für das Kindes- und Jugendalter, in dem die Weichen für eine gesunde Lebensführung gestellt werden. Die Ergebnisse bestärken damit nicht nur Bemühungen im Kontext der Prävention und Gesundheitsförderung, die Bildung als Schlüssel zur Verbesserung der Gesundheitschancen sehen, sondern auch die bildungspolitische Forderung nach gleichen Bildungschancen als Voraussetzung für mehr gesellschaftliche Chancengerechtigkeit.