Gesundheitswesen 2011; 73 - A223
DOI: 10.1055/s-0031-1283515

Die Prävention von Partnergewalt. Chancen und Potentiale in der Arbeit mit Tätern

K Krauter 1, D Hahn 1
  • 1Hochschule Fulda, Fulda

Einleitung/Hintergrund: Internationale Untersuchungen identifizieren „häusliche Gewalt„ als zentrales Gesundheitsproblem für Frauen. In den letzten Jahren hat sich als neuer Interventionsbereich die Arbeit mit Gewalttätern etabliert. Hierbei lassen sich drei Typen von Täterarbeit unterscheiden: Täterberatung, Tätertherapie und Täterprogramme. Insgesamt bestätigen alle Studien, die Aussagen zu einer Langzeitwirkung machen, die Abnahme von Gewalt (Barz/Helfferich 2006: 123f.; Dobash et al. 2000; Gondolf 2002; WIBIG 2004). Die Studie untersucht, welche Faktoren für den Erfolg der Teilnahme an Täterprogrammen sowie Verhaltensänderungen relevant sind. Daten und Methoden: Bei der Untersuchung handelt es sich um eine qualitative Studie. Das Datenmaterial bilden erstens Transkripte zu zwei narrativen Interviews mit Selbstmeldern, d.h. mit Tätern, die freiwillig an der Täterberatung teilgenommen haben. Zweitens wurden drei leitfadengestützte Experteninterviews mit Beratern durchgeführt und transkribiert. Die Interviews wurden mit der Methode der Grounded Theory ausgewertet. Ergebnisse: Das Gewaltgeschehen erfolgt im Rahmen von Streitsituationen und unterliegt einer Dynamik. Nach der Gewalttat bereuen die Männer das Geschehene, es werden Lösungswege gesucht, wie z.B. die Kontaktaufnahme mit einer Gewaltberatungsstelle. Dort werden Strategien zur Vermeidung erneuter Gewaltsituationen erlernt. Frauen können entscheidende Impulse setzen, den Gewaltkreislauf zu durchbrechen. Wenn Frauen sich schuldig fühlen und die Entschuldigung des Mannes annehmen, ohne eine Verhaltensänderung zu fordern, kommt es eher zur Wiederholung von Gewalt. Diskussion/Schlussfolgerungen: Um den Gewaltkreislauf zu durchbrechen brauchen Männer niedrigschwellige Unterstützungsangebote. Gegenwärtig ist es für auch für Selbstmelder schwierig, die im Gewaltkreislauf beschriebene rasche Unterstützung zu erhalten. Wartezeiten im psychosozialen Beratungsbereich widersprechen oft dem kurzen Zeitraum, in dem eine Intervention Erfolg versprechend ist. Künftige Forschungen müssten untersuchen, welche Rolle das Verhalten der gewaltbetroffenen Frau und ihrer Ressourcen in einer erfolgreichen Täterarbeit spielt und unter welchen Umständen es Paaren gelingt nach dem Auftreten von Partnergewalt, zukünftig ohne weitere Gewalteskalationen zusammenzubleiben.

Literatur:

Barz, M.; Helfferich, C. (2006): Häusliche Gewalt beenden: Verhaltensänderung von Tätern als Ansatzpunkt. Eine Evaluationsstudie zum Vorgehen und Wirkung von Täterprogrammen im Kontext von Interventionsprojekten gegen häusliche Gewalt in Baden-Württemberg. Stuttgart: Landesstiftung Baden-Württemberg gGmbH. Dobash, R. P.; Dobash, R. E.; Cavanagh, K.; Lewis, R. (2000): Changing Violent Men. Thousand Oaks: Sage. Gondolf, E. (2002): Batterer Intervention Systems. London. WiBIG (2004 c): Täterarbeit im Kontext von Interventionsprojekten gegen häusliche Gewalt. Wissenschaftliche Begleitung der Interventionsprojekte gegen häusliche Gewalt (WiBIG). Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (Hrsg.). Berlin.