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DOI: 10.1055/s-0031-1283410
Hitzewellenassoziierte Mortalität in Freiburg und Rostock – Eine sekundäranalytische Auswertung für die Jahre 2003 und 2005
Einleitung/Hintergrund: In den letzten Jahren hat das Interesse an möglichen Zusammenhängen zwischen dem anthropogenen Klimawandel und seinen auch gesundheitlichen Folgen deutlich zugenommen. In diesem Zusammenhang wurde auch der Frage nachgegangen, inwieweit Hitzewellen als mögliche Folgen des Klimawandels zu einer erhöhten Sterblichkeit beitragen. Ziel der hier vorgestellten Sekundäranalyse war es, diesem Zusammenhang für die Städte Freiburg und Rostock für die Jahre 2003 und 2005 nachzugehen. Die ausgewählten Städte weisen eine vergleichbare Größe auf, sind aber klimatisch als unterschiedlich einzuordnen. Daten und Methoden: Die Klimadaten (Temperaturminima und -maxima, Tagesdurchschnittstemperaturen) wurden in einer Auswertungsdatei mit den Sterbefällen (nur mit Freiburger bzw. Rostocker Wohnadresse) der Bezugstage zusammengeführt. Für die Bestimmung der Hitzewellen wurden die Kysely-Kriterien angewandt (für Rostock in adaptierter Form). Die Exzessmortalität wurde mithilfe der von Hoshiko (2010) vorgeschlagenen Verfahrensweise bestimmt. Zusätzlich erfolgte eine Analyse der allgemeinen Zusammenhänge von Temperatur und Mortalität. Ergebnisse: Für die Hitzewelle im August 2003 ergab sich für Freiburg im Vergleich zum Referenzzeitraum eine signifikante Zunahme der Sterblichkeit (p<0,05). Auch für die anderen Hitzewellenzeiträume im Jahr 2003 gab es eine signifikant erhöhte Mortalität (p<0,05). Für 2005 ließ sich weder für Freiburg noch für Rostock eine signifikante Exzessmortalität feststellen. Die Betrachtung der Korrelationen zwischen Klimadaten einerseits und täglicher Sterblichkeit andererseits wurde mit einem Schätzmodell durchgeführt. Mittels einer linear-quadratischen Formel (unter Verwendung der Tagesmitteltemperatur als Einflussvariable) konnte dieser Zusammenhang U-förmig gut abgebildet werden. Diskussion/Schlussfolgerungen: Signifikante Nachweise einer während Hitzewellen erhöhten Sterblichkeit konnten für Freiburg für das Jahr 2003 geführt werden. Somit sind prinzipiell Nachweise bei Populationen in der Größe der Stadt Freiburg (rd. 200.000 Einwohner) möglich. Die Ergebnisse aus Rostock zeigen jedoch, dass bei solchen Analysen neben der Populationsgröße (in Form der täglichen Sterberate) offenkundig auch die Stärke der Exposition eine Rolle spielt. Die deutlich geringeren Temperaturspitzen in der Großregion Rostock könnten hierbei zur Erklärung herangezogen werden.
Literatur:
Robine JM, Cheung SLK, Le Roy S, Van Oyen H, Griffiths C, Michel JP, Herrmann FR (2008): Death toll exceeded 70000 in Europe during the summer of 2003. C R Biol 331(2):171–178 Kysely J (2002): Temporal fluctuations in heat waves at Prague-Klementinum, the Czech Republic, from 1901–1997, and their relationship to atmospheric circulation. Int J Climatol 22:33–50 Hoshiko S, English P, Smith D, Trent R (2010): A simple method for estimating excess mortality due to heat waves, as applied to the 2006 California heat wave. Int J Public Health 55(2):133–137