Klin Monbl Augenheilkd 2011; 228(10): 887-891
DOI: 10.1055/s-0031-1281775
Klinische Studie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Durch eine kleine temporale Tarsorrhaphie lässt sich der Effekt der Unterlidverlängerung mit Implantat bei Patienten einer Endokrinen Orbitopathie signifikant steigern

A Temporal Tarsorrhaphy Increases the Effect of Lower Lid Lengthening in Patients with Graves’ OrbitopathyA. Eckstein1 , J. Esser1
  • 1Orthoptik, Universitäts-Augenklinik Essen
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Publication History

Eingegangen: 19.9.2011

Angenommen: 20.9.2011

Publication Date:
13 October 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergund: Vergleich des Effekts einer Unterlidverlängerung mit und ohne Tarsorrhaphie zur Korrektur einer Unterlidretraktion nach Inferior-Rücklagerung bei Patienten mit endokriner Orbitopathie. Patienten und Methoden: Ausgewertet wurden 39 Unterlidverlängerungen, die über einen transkonjunktivalen Zugang erfolgten. Zur Verlängerung wurde ein Tutopatch®-Interponat genutzt, dessen Länge nach der Formel „Unterlidretraktion in mm plus 4 mm“ berechnet wurde. Das Interponat wurde zwischen der Unterkante des Tarsus und den Unterlidretraktoren mit nicht resorbierbaren Fäden eingenäht. An der Innenseite wurde es mit Konjunktiva bedeckt. Bei n = 16 Patienten erfolgte keine Tarsorraphie (Gruppe 1) und bei n = 23 Patienten (Gruppe 2) wurde die Lidverlängerung mit einer kleinen (4 – 5 mm) temporalen Tarsorrhaphie kombiniert. Ergebnisse: Präoperativ betrug die Unterlidretraktion über Limbus 2,3 mm in Gruppe 1 und 2,6 mm in Gruppe 2 (n. s.). Der Effekt der Unterlidverlängerung mit Tarsorrhaphie war signifikant stärker: 2,3 mm (1,5 – 4,5) (p = 0,003) im Vergleich zur Unterlidverlängerung allein 1,4 mm (0 – 3,0). Dementsprechend erhöhte sich auch die Erfolgsrate hinsichtlich der nahezu vollständigen Beseitigung des Lagophthalmus (Lagophthalmus ≤ 0,5 mm) – dies wurde bei 21 / 23 (91,3 %) Patienten mit Tarsorrhaphie erreicht, wohingegen dies nur bei 8 / 16 (50 %) Patienten ohne Tarsorrhaphie gelang (p = 0,004). Die Unterlidretraktion (sichtbare Sklera) wurde bei 78 % der Patienten mit Tarsorraphie und bei 50 % der Patienten ohne Tarsorrhaphie vollständig beseitigt (p = 0,06). Schlussfolgerung: Bei Patienten, bei denen eine zu korrigierende Unterlidretraktion 1,5 mm überschreitet, sollte eine Unterlidverlängerung mit Implantat immer mit einer kleinen temporalen Tarsorrhaphie kombiniert werden, da diese den Operationseffekt um ca. 1 mm steigert.

Abstract

Objective: The aim of this study was to compare outcomes of lower lid lengthening with and without an additional temporal tarsorrhaphy. Methods: Lower lid lengthening was performed in 39 patients (16 without tarsorrhaphy [group 1], 23 with tarsorrhaphy [group 2]) via a posterior subtarsal transconjunctival ac-ess. A bovine pericardial transplant (Tutopatch®, length = amount of retraction + 4 mm) was placed between the recessed retractors and the tarsus. Results: Mean preoperative lower lid retraction was 2.3 mm in group 1 and 2.6 mm in group 2 (n. s.). Lower lid lengthening and simultaneous tarsorrhaphy resulted in significantly increased reduction of lower lid retraction: 2.3 mm (1.5 – 4.5) (p = 0.003) compared to patients without tarsorrhaphy: 1.4 mm (0 – 3.0). Patients with tarsorrhaphy presented a higher success rate concerning the elimination of lagophthalmos (success = lagophthalmos ≤ 0.5 mm: 21 / 23 (91.3 %) as opposed to patients without tarsorrhaphy: 8 / 16 (50 %); (p = 0.004). Scleral show was eliminated in 78 % of group 2 in comparison to only 50 % in group 1 (p = 0.06). Conclusions: Lower lid lengthening should be combined with simultaneous temporal tarsorrhaphy in patients with lower lid retraction exceeding 1.5 mm. The tarsorrhaphy increases the effect of lower lid lengthening by about 1 mm.