Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - A19
DOI: 10.1055/s-0031-1280644

Langzeitremission eines platinrefraktären Ovarialkarzinomrezidivs unter Chemo-Immuntherapie mit Topotecan und Gamma-Interferon – Ein Fallbericht

E-C Schest 1, C Benedicic 1, A Lanz-Veit 1, K Tamussino 1, E Petru 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz

Einleitung: Platinresistente Rezidive des Ovarialkarzinoms sind meist mit einem Überleben von 9–12 Monaten assoziiert. Wir beschreiben hier den Fall einer Patientin, die unter platinhaltiger Erstlinienchemotherapie und einer experimentellen Therapie progredient war. Sie erhielt im Anschluss Topotecan und γ-Interferon im Rahmen eines AGO-Studienprotokolls und ist seit mehreren Jahren in Remission. Fallbericht: Eine 60-jährige Patientin wurde wegen Ovarialkarzinoms operiert. Bei der Primäroperation zeigten sich 7 l Aszites und das kleine Becken von Tumormassen ausgefüllt. Nach Debulking (Hysterektomie mit Adnexektomie, Omentektomie, pelvine und paraaortale Lymphadenektomie) war die Patientin makroskopisch tumorfrei. Die Histologie bestätigte ein mittelgradig differenziertes seröses Adenokarzinom FIGO IIIc (G2, N0). Die empfohlene First-Line-Chemotherapie mit Carboplatin + Paclitaxel wurde von der Patientin aufgrund der Alopezie abgelehnt. Somit wurde das Schema Carboplatin AUC 5 + liposomales Doxorubicin 30 mg/m2 alle 4 Wo. eingeleitet. Nach 3 Zyklen zeigte das CT neuerliche ausgeprägte Peritonealkarzinose und Aszites sowie eine Metastase an der linken Nebenniere. Die Therapie wurde auf das experimentelle Protokoll der AGO mit Irinotecan 55 mg/m3 + Docetaxel 25 mg/m3 am Tag 1, 8 und 15 alle 4 Wochen umgestellt. Unter dieser Therapie entwickelte die Patientin Diarrhö (G2), Stomatitis (G2), Neutropenie (G4), Leukopenie (G2) und Fatigue Syndrom (G3) – weshalb Irinotecan nach dem 1b-Zyklus auf 25 mg/m3 reduziert wurde. Nach 2 vollendeten Zyklen kam es zu einer weiteren Progression mit Auftreten einer Lebermetastase und erneutem Aszites. Die Patientin stimmte nun einem weiteren AGO-Protokoll, diesmal mit Topotecan 4 mg/m3 am Tag 1, 8 und 15 – alle 4 Wochen in Kombination mit γ-Interferon 0,075 mg jeweils an 3 Tagen/Woche in subkutaner Verabreichung -- zu. Nach 3 Zyklen zeigte sich erstmalig eine partielle Remission. Es kam zu keiner erneuten Bildung von Aszites, die Läsionen in Leber und Nebenniere blieben größenstationär. Nebenwirkungen waren eine Herpes-simplex-Infektion, Anämie (G1) und Obstipation (G2). Insgesamt wurden 6 Zyklen verabreicht. Bei der letzten Nachsorgekontrolle im Dezember 2010 (79 Monate nach Diagnose) war die Patientin bei Wohlbefinden und beschwerdefrei. Das CT zeigte keine Veränderungen im Vergleich zum Befund 2005. Schlussfolgerung: Bei dieser Patientin mit platinrefraktärem Ovarialkarzinomrezidiv wurde nach dem Versagen der primären und der Second-Line-Chemotherapie eine weitere experimentelle Therapie mit Topotecan in Kombination mit γ-Interferon eingesetzt. Unter diesem Third-Line-Schema konnte eine anhaltende Langzeitremission über mittlerweile mehr als 6 Jahre bei guter Toleranz erzielt werden.