Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P1_8
DOI: 10.1055/s-0031-1280488

Nachweis von Nervenfasern und Nervenwachstumsfaktoren in Adenomyosis uteri

F Wagner 1, ML Barcena de Arellano 1, U Reichelt 1, A Ebert 1, 2, S Mechsner 1
  • 1Charité, Gynäkologie-Endometrioselabor, Berlin, Deutschland
  • 2Vivantes Humboldt-Klinikum, Gynäkologie, Berlin, Deutschland

Einleitung: Aktuelle Publikationen beschreiben das Vorkommen von Nervenfasern (NF) speziell im Stratum functionale (SF) des Endometriums (EM) ausschließlich von Frauen mit Endometriose und postulieren dies als eine Möglichkeit der nicht-invasiven Endometriose Diagnostik.

Es wurde in diesen Arbeiten im Vergleich zu nicht an EM erkrankten Frauen ein vermehrtes Vorkommen von NF im Myometrium (MM) und im Stratum basale (SB) des Endometriums beschrieben. Dazu wurden der Panmarker PGP 9.5 (für myelinisierte und unmyelinisierte NF) und S100 (für alle myelinisierte NF) eingesetzt. Die myelinisierten NF ließen sich aber nicht bis in das SF verfolgen. Lediglich mit dem Panmarker PGP 9.5 konnten positive Signale im SF dargestellt werden, die als kleine unmyelinisierte NF interpretiert wurden.

Diese Arbeiten haben aber nicht die Möglichkeit einer Co-Inzidenz einer Adenomyosis uteri (AM) in ihrer Analyse berücksichtigt. Es wurden ausschließlich Frauen mit Endometriosis genitalis externa in die Untersuchungen einbezogen. Daher war das vorrangige Ziel dieser Arbeit die Charakterisierung von myelinisierten und unmyelinisierten NF sowie Nervenwachstumsfaktoren im EM, Myometrium (MM) und in AM-Läsionen der Uteri von Frauen mit AM.

Methoden: IHC: Es wurden 40 Uteri von Frauen mit histologisch gesicherter AM immunhistochemisch mittels Markern für den Nervenwachstumsfaktor (NGF) analysiert sowie mittels der Panmarker PGP 9.5, S100 und NGFR p75 für den NF-Nachweis. 20 Uteri von Frauen mit Myomen wurden als Kontrollgruppe (KG) analysiert. Das Vorkommen der NF wurde für die einzelnen anatomischen Schichten (EM mit SF und SB sowie MM mit und ohne AM-Läsionen) getrennt analysiert

Neuronales Wachstumsassay (NGA): Sensible Ganglien wurden in der Douglasflüssigkeit (DF) von Frauen mit AM (n=10) und ohne AM (n=10) inkubiert und der Radius der Nervenaussprossung ermittelt. Die NF der Ganglien wurden anschließend gegen NGFRp75, S100 und GAP 43 gefärbt.

Ergebnisse: Im unauffälligen MM von Frauen mit AM waren tendenziell weniger myelinisierte NF mit S100 nachweisbar als in der KG (AM: 3 NF/mm2 vs. KG: 5 NF/mm2). Es ließen sich jedoch kleine Signale in der Nähe der AM-Herde darstellen (2 kleine NF/mm2). Im Endometrium und in der Junktionalzone waren keine myelinisierten NF detektierbar.

Mit den Panmarkern PGP 9.5 und NGFRp75 zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in der Nervenexpression im MM (5 NF/mm2) zwischen AM und KG. SF zeigte keine NF und SB und der EM-MM-Grenze zeigten vereinzelte NF (2–3 NF pro Präparat). Kleine Signale waren erneut in und um AM-Herden zu erkennen. NGF zeigte eine moderate Expression in SF, SB, EM-MM-Grenze und MM. Es konnten aber keine signifikanten Unterschiede in der Expressionsstärke zwischen den beiden Patientinnengruppen ermittelt werden.

Im NGA zeigten Ganglien, inkubiert in der DF von Frauen mit AM, eine Aussprossung im Vergleich zur KG, allerdings war diese nicht signifikant.

Diskussion: Obwohl die DF von Frauen mit AM im NGA neurotrophe Eigenschaften besitzt, scheint sich in den Uteri von Frauen mit AM keine verstärkte Innervation zu entwickeln. Im Gegenteil zeigte sich eher ein vermindertes Vorkommen von myelinisierten NF. Allerdings lässt das Vorkommen von NF in AM-Läsionen auf eine Reinnervation der Herde schließen. Dies ist möglicherweise auch eine Ursache für die schmerzhafte Dysmenorrhoe.

Im EM speziell im SF ließen sich aber bei Patientinnen mit AM keine NF detektieren.