Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P1_2
DOI: 10.1055/s-0031-1280482

TNF-α im Serum – ein diagnostischer Marker für Endometriose?

M Langhardt 1, M Hippach 1, KW Schweppe 1
  • 1Ammerland-Klinik GmbH, Endometriosezentrum, Westerstede, Deutschland

Einleitung: Bei Endometriose, insbesondere bei der peritonealen Form, werden häufig Begleitreaktionen des umgebenden Gewebes beobachtet (Ödem, Rötung, Hypervaskularisation). Biochemisch spielt bei dieser Immunantwort des Organismus Interleukin-6 (IL-6) eine große Rolle. Studien haben gezeigt, dass der Tumornekrose-Faktor α (TNF-α) die Produktion von IL-6 in den Endometriosezellen auslöst (1). Nach Daten von Küpker korrelieren sowohl die Ausdehnung einer Endometriose als auch ihre proliferative Aktivität direkt mit den TNF-α Konzentrationen im Douglassekret (2).

Fragestellung: In Anlehnung an diese Studie untersuchten wir die TNF-α Werte im Serum von Patientinnen mit Verdacht auf Endometriose und verglichen diese mit der Histologie und dem Aktivitätsgrad der Endometriose, um zu klären, ob eine Korrelation zwischen TNF-α im Serum und dem Vorliegen einer Endometriose und Ihrer Aktivität besteht.

Material und Methode: Vom 01.07.2009 bis zum 31.12.2009 wurde bei 100 Patientinnen zwischen 20 und 45 Jahren mit V.a. Endometriose oder V.a. Endometrioserezidiv TNF-α bei Aufnahme untersucht. Die TNF-α Messung erfolgte mit Immulite 1000 TNF-α ® der Firma Siemens, einem Chemilumineszenz immunometrischem Assay.

Unter den 75 Endometriosepatientinnen waren 26 mit Ovarialendometriose, 6 mit tiefinfiltrierender Darmendometriose (in einem Fall mit begleitender Fornixendometriose), je eine mit tiefinfiltrierender Blasenendometriose und Ureterendometriose. 58 Patientinnen zeigten Peritonealendometriose.

Die Kontrollgruppe (n=25) erfasst die Patientinnen mit chronischen Unterbauchbeschwerden ohne makroskopische oder mikroskopischen Endometriosenachweis.

Die Daten wurden dann retrospektiv nach Vorlage der Histologie ausgewertet.

Ergebnisse: Bei 75 Patientinnen wurden unterschiedliche Aktivitätsgrade histologisch bestätigt, jedoch ohne eine korrespondierende Veränderung der TNF-α Werte im Serum zu finden.

In der Endometriosegruppe lagen die TNF-α Werte zwischen <4 und 25pg/ml,±6,93pg/ml. In der Kontrollgruppe wurden Werte zwischen <4–9,6pg/ml,±5,99.pg/ml gemessen. Bei 3 von 6 Patientinnen mit Darmendometriose fanden sich erhöhte TNF-α Werte >8pg/ml.

Diskussion: Bei Vergleich der Daten von Frauen mit und ohne laparoskopisch und histologisch gesicherter Endometriose lagen im Endometriosekollektiv die mittleren TNF-α zwar 1,0 pg/ml höher, was jedoch wegen der Streuung keine Signifikanz erreichte. Bei nach morphologischen Kriterien unterschiedlich proliferativ aktiven Endometriosen konnten wir keinen Zusammenhang zwischen Höhe der TNF-α Werte und dem Aktivitätsgrad der Endometriose feststellen. Bei 3 von 6 Patientinnen mit tiefinfiltrierender Darmendometriose wurden höhere TNF-α Werte beobachtet. Dies gibt Anlass zukünftig speziell bei Patientinnen mit tiefinfiltrierender Endometriose TNF-α Werte sowohl zum Schweregrad als auch zur Symptomatik zu korrelieren.

Literatur:

[1] Nobuhiro et al. Tumor necrosis factor-alpha induced the release of Interleukin-6 from endometriotic Stroma. Fertil Steril 82 (2004) SUPPL 3

[2] Küpker et al, Die Bedeutung des Tumornekrosefaktors Alpha (TNF-α) bei der Endo-metriose. Geburtsh Frauenheilk 56 (1996) 239–242