Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - P1_1
DOI: 10.1055/s-0031-1280481

Appendixendometriose – eine relevante DIfferentialdiagnose bei Appendizitis und Salpingitis

M Langhardt 1, J Woziwodzki 2, KW Schweppe 1
  • 1Ammerland-Klinik GmbH, Endometriosezentrum, Westerstede, Deutschland
  • 2Pathologisches Institut, Aurich-Westerstede, Deutschland

Einleitung: Die Differenzialdiagnose der weiblichen Unterbauchbeschwerden ist schwierig und erfordert oft interdisziplinäre chirurgische, gynäkologische, urologische sowie gastroenterologische Abklärung. Bei jungen Frauen können Erkrankungen des inneren Genitale Appendizitissymptome verursachen, wobei neben Salpingitis auch an Endometriose zu denken ist. Ein Befall der Appendix ist häufig kombiniert mit einer genitalen Endometriose. Die Prävalenz der Erkrankung wird in der Literatur von 0,4 bis 22% angegeben. Diese große Schwankungsbreite ist mit Selektion des Patientinnengutes in Abhängigkeit von den jeweiligen Schwerpunkten der Kliniken zu erklären.

Fallbericht: Eine 27-jährige G0A0P0 stellt sich in der gynäkologischen Ambulanz mit chronischen, rechtsbetonten Unterbauchbeschwerden und Dysmenorrhoe vor. Die gynäkologische Untersuchung war bis auf druckdolente Adnexe re. unauffällig; vaginalsonographisch bestand ein Verdacht auf polifollikuläre Ovarien; ein PCO wurde loborchemisch ausgeschlossen.

Wegen der Chronizität erfolgte eine Laparoskopie, die eine ausgedehnte Peritonealendometriose (rASRM I) ergab. Die Appendixspitze war mit der rechten Tube adhärent, mit einer dazwischen liegender, ca. 1cm großer, bläulich, cystischer endometrioseverdächtigen Struktur. Es erfolgte eine endoskopische Endometriosesanierung (Exzision und Koagulation mittels Argon Beamer), Salpingolyse und Appendektomie. Die ovariellen Zysten waren makroskopisch funktionelle Zysten und wurden punktiert, bzw. fenestriert zwecks histologischer Bestätigung.

Mikroskopisch zeigte sich das Bild einer Peritonealendometriose mit gesteigerter Proliferationsaktivität, chronische Appendizitis und endokrin modulierter Endometriose der Appendixspitze, sowie einer Follikelzyste.

Diskussion: Endometriose der Appendix kann eine subakute bis akute Entzündung imitieren, aber auch zyklisch eine chronische Appendizitis vortäuschen (1). Wenn ein Endometriosebefall des Darmes vorliegt, ist dieser in 2/3 der Fälle im Bereich des Recto-Sigmoids lokalisiert; gefolgt von Ileum und Appendix. Somit ist die Appendixendometriose zwar nicht häufig, aber in etwa 2% aller Darmendometriosefälle zu finden (2). Bei fortgeschrittener Genitalendometriose und bei tief infiltrierender Endometriose ist die Wahrscheinlichkeit des Befalls der Appendix höher (3). Deshalb sollte

  • bei V.a. Appendicitis bei jungen Frauen an gynäkologische Erkrankungen, insbesondere an Endometriose gedacht werden; und

  • bei fortgeschrittenen Stadien und bei tief infiltrierender Endometriose der Appendix intraoperativ besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Literatur:

[1] Bobermien u Mitarb. Endometriose der Appendix. Zentralbl Gynäkol 127 (2005) 344–5

[2] Gustofson RL u Mitarb Endometriosis and the Appendix. Fertil Steril 86 (2006) 298–303

[3] Abrao MS u Mitarb Endometriosis at several sites. Fertil Steril 94 (2010) 1099–1101