Rofo 2011; 183 - MTRA13_2
DOI: 10.1055/s-0031-1279524

Myelographie – eine Technik fürs Museum?

T Engelhorn 1
  • 1Uniklinikum Erlangen, Abteilung für Neuroradiologie, Erlangen

Die Myelographie ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem mittels Lumbalpunktion ein Röntgenkontrastmittel in den Duralsack gespritzt wird und anschließend Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule (inklusive Funktionsaufnahmen) sowie eine Computertomographie (CT) durchgeführt werden. Vor Einführung der CT und der Kernspintomographie (MRT) war die Myelographie das bildgebende Verfahren der Wahl, um Bandscheibenvorfälle, Spinalkanalstenosen und Raumforderungen im Wirbelkanal darzustellen.

Mit zunehmender Verfügbarkeit der nichtinvasiven MRT hat die Bedeutung der Myelographie in den letzten Jahren allerdings deutlich abgenommen. Nicht zuletzt die zum Teil schwerwiegenden Komplikationen wie postpunktionelle Kopfschmerzen (in ca. 35–50%), Infektionen, epileptische Anfälle durch das Kontrastmittel, intraspinale Blutungen (symptomatisch in ca. 1%), Nervenwurzelverletzungen sowie Liquorfisteln nach Punktion sowie die nur schlechte Beurteilbarkeit von Rückenmark und Spinalnerven im Vergleich zur MRT haben dazu geführt, dass die Myelographie trotz ausgezeichneter Darstellung der Knochen sowie des Liquorraums nur noch bei speziellen Indikationen durchgeführt werden.

Solche Indikationen sind Herzschrittmacher und Metallfremdkörper, also MRT-Kontraindikationen; ein Fixateur intern der Wirbelsäule mit ausgeprägten Metallartefakten in der MRT; V.a. funktionsabhängige Spinalkanalstenosen und Foramenstenosen; Liquorleckagen und Wurzeltaschenausrisse; zystische Läsionen, bei denen eine Kommunikation mit dem Subarachnoidalraum abgeklärt werden soll. Daneben können auch ausgeprägte Fehlstellungen der Wirbelsäule sowie die fehlende Verfügbarkeit einer MRT-Untersuchung in der Nacht und am Wochenende eine Indikation zur Myelographie sein.

Lernziele:

Zusammenfassend gibt es bei strenger Indikationsstellung nur wenige Indikationen für eine Myelographie. Verbesserung und zunehmende Verfügbarkeit der MRT resultieren zudem in einer weiteren Indikationseinschränkung. Dennoch ist die Myelographie bei bestimmten Fragestellungen das bildgebende Verfahren der Wahl und somit alles andere als eine Technik fürs Museum.

Korrespondierender Autor: Engelhorn T

Uniklinikum Erlangen, Abteilung für Neuroradiologie, Schwabachanlage 6, 91054 Erlangen

E-Mail: tobias.engelhorn@uk-erlangen.de.