Ziele: Sowohl in dem an den Tumor angrenzenden Gewebe, als auch in der kontralateralen Hemisphäre
können bei anaplastischen Astrozytomen (AA) und Glioblastomen (GBM) bereits Tumorzellen
nachweisbar sein (Matsukada et al. 1961, Jennings et al. 1995). Bei einer vom Tumor
ausgehenden mikroinvasiven Ausbreitung müssen bei kontralateraler Zellinfitration
das Corpus callosum oder die Adhaesio interthalamica betroffen sein. In frühen Stadien
ist von einer diffusen interneuralen Infiltration auszugehen, hypothetisch mit Veränderungen
des Diffusionskoeffizienten (ADC) und der fraktionellen Anisotropie (FA). Methode: Bei 31 Patienten (8 AA/23 GBM, 12 w/19m; Ø 57,6 Jahre) wurde präoperativ eine hochaufgelöste
Diffusionstensorbildgebung (DTI; single-shot stimulated echo acquisition mode STEAM,
2mm isotrope Auflösung, 38 Schichten) bei 3 Tesla durchgeführt. In der tumorkorrespondierenden
Balkenregion – ermittelt durch eine DTI-basierte Faserverfolgung – wurden FA und ADC
bestimmt und mit einem gesunden Kontrollkollektiv (8 w/16m; Ø 58,7 Jahre) verglichen.
Ergebnis: Aufgrund der Abhängigkeit der FA-Werte von der Balkenregion wurden zur besseren Vergleichbarkeit
relative Werte im Vergleich zur Kontrollgruppe (relFA) verwandt:
A)Kontrollgruppe:
ADC: 917×10–6mm2/s/relFA 100%.
B)Patienten:
1. mit bereits (in struktureller MR) erkennbarer Balkeninfiltration (n=9): ADC: 978×10–6mm2/s [p<.05]/relFA: 72% [p<.01].
2. ohne erkennbare Balkeninfiltration (n=22): ADC: 978×10 –6mm2/s [p<.05]/relFA: 88% [p<.01]. Schlussfolgerung: Bei Patienten mit AA und GBM weist das tumorassoziierte Balkenareal im Vergleich
zu einem gesunden Vergleichskollektiv eine erleichterte Diffusion und reduzierte Anisotropie
auf, als mögliches Zeichen einer vom Tumor ausgehenden transcallosalen (mikro-)invasiven
Zellausbreitung. Im Vergleich ist die FA ein sensitiverer Parameter als der ADC.
Keywords: Hirntumor, Gliom, Corpus callosum, DTI
Korrespondierender Autor: Kallenberg K
Universitätsmedizin, Neuroradiologie, Robert-Koch-Str. 40, 37099 Göttingen
E-Mail: kai.kallenberg@med.uni-goettingen.de