Rofo 2011; 183 - VO315_4
DOI: 10.1055/s-0031-1279367

Reduzierte fraktionelle Anisotropie und Absenkung des Diffusionskoeffizienten in der zum Tumor korrespondierenden Balkenregion bei Patienten mit hochgradigem Hirntumor

K Kallenberg 1, T Goldmann 1, HC Bock 2, JH Buhk 3, A Wrede 4, A Giese 2, H Strik 5, J Frahm 6, P Dechent 7, M Knauth 1
  • 1Universitätsmedizin, Neuroradiologie, Göttingen
  • 2Universitätsmedizin, Neurochirurgie, Göttingen
  • 3Universitätsklinikum Eppendorf, Radiologie, Hamburg
  • 4Universitätsmedizin, Neuropathologie, Göttingen
  • 5Philipps Universität, Neurologische Klinik, Marburg
  • 6Biomedizinische NMR Forschungs GmbH, Göttingen
  • 7Universitätsmedizin, MR-Forschung in der Neurologie und Psychiatrie, Göttingen

Ziele: Sowohl in dem an den Tumor angrenzenden Gewebe, als auch in der kontralateralen Hemisphäre können bei anaplastischen Astrozytomen (AA) und Glioblastomen (GBM) bereits Tumorzellen nachweisbar sein (Matsukada et al. 1961, Jennings et al. 1995). Bei einer vom Tumor ausgehenden mikroinvasiven Ausbreitung müssen bei kontralateraler Zellinfitration das Corpus callosum oder die Adhaesio interthalamica betroffen sein. In frühen Stadien ist von einer diffusen interneuralen Infiltration auszugehen, hypothetisch mit Veränderungen des Diffusionskoeffizienten (ADC) und der fraktionellen Anisotropie (FA). Methode: Bei 31 Patienten (8 AA/23 GBM, 12 w/19m; Ø 57,6 Jahre) wurde präoperativ eine hochaufgelöste Diffusionstensorbildgebung (DTI; single-shot stimulated echo acquisition mode STEAM, 2mm isotrope Auflösung, 38 Schichten) bei 3 Tesla durchgeführt. In der tumorkorrespondierenden Balkenregion – ermittelt durch eine DTI-basierte Faserverfolgung – wurden FA und ADC bestimmt und mit einem gesunden Kontrollkollektiv (8 w/16m; Ø 58,7 Jahre) verglichen. Ergebnis: Aufgrund der Abhängigkeit der FA-Werte von der Balkenregion wurden zur besseren Vergleichbarkeit relative Werte im Vergleich zur Kontrollgruppe (relFA) verwandt:

A)Kontrollgruppe:

ADC: 917×10–6mm2/s/relFA 100%.

B)Patienten:

1. mit bereits (in struktureller MR) erkennbarer Balkeninfiltration (n=9): ADC: 978×10–6mm2/s [p<.05]/relFA: 72% [p<.01].

2. ohne erkennbare Balkeninfiltration (n=22): ADC: 978×10 –6mm2/s [p<.05]/relFA: 88% [p<.01]. Schlussfolgerung: Bei Patienten mit AA und GBM weist das tumorassoziierte Balkenareal im Vergleich zu einem gesunden Vergleichskollektiv eine erleichterte Diffusion und reduzierte Anisotropie auf, als mögliches Zeichen einer vom Tumor ausgehenden transcallosalen (mikro-)invasiven Zellausbreitung. Im Vergleich ist die FA ein sensitiverer Parameter als der ADC.

Keywords: Hirntumor, Gliom, Corpus callosum, DTI

Korrespondierender Autor: Kallenberg K

Universitätsmedizin, Neuroradiologie, Robert-Koch-Str. 40, 37099 Göttingen

E-Mail: kai.kallenberg@med.uni-goettingen.de