Rofo 2011; 183 - VO315_1
DOI: 10.1055/s-0031-1279364

Prävalenz vulnerabler Karotisplaques bei Patienten mit kryptogenem Schlaganfall: Eine in vivo MRT-Studie

T Saam 1, T Freilinger 2, A Schindler 1, J Grimm 1, C Schmidt 2, F Bamberg 1, MF Reiser 1, M Dichgans 2, K Nikolaou 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität, Klinische Radiologie, München
  • 2Ludwig-Maximilians-Universität, Neurologische Klinik, München

Ziele: Trotz intensiver Abklärung bleibt bei 20–30% der Patienten mit ischämischem Schlaganfall die Ursache des Schlaganfalls ungeklärt, so gennante „kryptogene Schlaganfälle“. Allerdings gibt es Fallberichte die demonstrieren, dass arteriosklerotische Plaques der A. carotis interna (ACI) auch in nicht-stenosierten Gefäßen zu arterio-arteriellen Embolien führen können. Ziel dieser Studie war die prospektive Erfassung der Prävalenz komplizierter Plaques ipsilateral und kontralateral zum akuten ischämischen Schlaganfall bei Patienten mit kryptogenem Schlaganfall in der vorderen Strombahn. Methode: 30 konsekutive Patienten (24Männer, mittleres Alter=69,9±Jahre) mit kryptogenem Schlaganfall in der vorderen Strombahn und exzentrischem Karotisplaque wurden von der Stroke Unit rekrutiert. Als „kryptogen“ wurde ein Schlaganfall eingeordnet, wenn sich im MRT keine ausgeprägte cerebrale Microangiopathie zeigte, keine Stenosen >50% vorlagen und keine kardiale Emboliequelle detektiert wurde. Alle Patienten wurden innerhalb von <7 Tagen nach Infarkt einer hochaufgelösten 3T-Magnetresonanztomographie der Karotiden mit einem Multi-Sequenz Protokoll (black blood fsT1w mit und ohne Kontrastmitttel, black blood fsT2w und TOF) unterzogen; die detektierten atherosklerotischen Veränderungen wurden nach der AHA-Klassifikation eingeteilt. Ergebnis: Bei 14 Patienten (46,7%) fanden sich komplizierte AHA Typ VI Plaques mit einer Einblutung, Thrombus und/oder einer Ruptur der fibrösen Kappe ipsilateral zum Schlaganfall; komplizierte Plaques kontralateral zum Infarkt wurden bei nur einem Patienten (3,3%) detektiert (P<0.001). Schlussfolgerung: Bei Patienten mit nicht-stenosierenden atherosklerotischen Gefäßwandveränderungen mit kryptogenem Schlaganfall finden sich komplizierte AHA Typ VI Plaques signifikant häufiger ipsi- als kontraalteral zu einem kryptogenen Schlaganfall. Es ist anzunehmen, dass diese Patienten somit per definitionem keinen „kryptogenen“, sondern einen makroangiopathischen Infarkt erlitten.

Keywords: MRT, Plaque Imaging, Schlaganfall, Atherosklerose

Korrespondierender Autor: Saam T

Ludwig-Maximilians-Universität, Klinische Radiologie, Marchioninistr. 15, 81377 München

E-Mail: Tobias.Saam@med.uni-muenchen.de