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DOI: 10.1055/s-0031-1278580
Hypoparathyreoidismus in der Schwangerschaft
Einleitung:
Hypoparathyreoidismus in der Schwangerschaft ist eine seltene Erkrankung, für die es bisher kein etabliertes Therapieregime gibt. Risiken des Hypoparathyreodismus in der Schwangerschaft sind Spontanabort, sekundärer fetaler Hyperparathyreoidismus (Demineralisierung von Knochen, vorzeitiger Fontanellenschluss, IUGR, Hirnblutungen, selten IUFT), mütterliche Tetanie sowie vorzeitige Wehen. Bei nicht- adäquater Einstellung postpartal ist das mütterliche Osteoporoserisiko deutlich erhöht.
Verlauf:
Eine 28-jährige GII PI mit bekanntem, vor der Schwangerschaft gut eingestelltem parathyreopriven Hypoparathyreoidismus bemerkte in der 16. Schwangerschaftswoche Parästhesien in den Händen. Das erste Kind war nach einer unauffälligen Schwangerschaft vor der Strumektomie, die zum Parathyreoidismus führte, geboren worden. Bei symptomatischer grenzwertiger Hypocalcämie in der zweiten Schwangerschaft erhielt die Patientin Calcitriol 1×0,25µg und 2g Calcium. Im Verlauf der Schwangerschaft wurde die Dosis von Calcitriol auf 2×0,25µg erhöht. Es kam es zu einem unauffälligen Spontanpartus eines gesunden Mädchens in der 41. SSW. Im Wochenbett wurde die mütterliche Therapie mit Calcium und Vitamin D reduziert. Sowohl bei der Mutter als auch beim Kind traten im Verlauf keine Auffälligkeiten auf.
Schlussfolgerung:
Beim Vorliegen eines Hypoparathyreoidismus in der Schwangerschaft ist eine engmaschige interdisziplinäre Betreuung mit Erfassung der klinischen Symptomatik, fetaler Sonografie und Überwachung der Laborparameter erforderlich. Die Therapie in der Schwangerschaft erfolgt mit Calcium (zwischen 1–2g ionisiertes Calcium/d) und Calcitriol (0,25–3µg/d) oder Cholecalciferol sowie Magnesium. Ziel sind Calcium- Werte um 2–2,2mmol/l; einen besseren Parameter stellt das ionisierte Calcium dar, das ebenfalls im oberen Normbereich liegen sollte. Im Verlauf der Schwangerschaft ist meist eine Dosisanpassung erforderlich. Bei peripartaler Tetanie ist die langsame i.v. Injektion von 20ml Calciumgluconat- Lösung 10% indiziert.
Das Neugeborene sollte kinderärztlich zum Ausschluss einer Hypercalcämie betreut werden. Die mütterlichen Calciumspiegel sollten über 2 Tage alle 12 Stunden kontrolliert werden, um eine Entgleisung der Parameter durch die postpartale Umstellung rechtzeitig zu erfassen. Im Wochenbett wird die Medikation unter regelmäßigen Kontrollen reduziert, Stillen ist möglich.